„Die Pandemie hat gezeigt, dass Online-Ticketing funktioniert“

Interview Heiko Kreiter (Diginights) - 2020
Heiko Kreiter von diginights im Interview

Der Sprung in die digitale Welt hat Heiko Kreiter und sein Team nicht überrascht. Bereits seit 2002 betreiben sie mit diginights eine Online-Ticketing-Plattform, die als Schnittstelle im Web zur analogen Event-Landschaft fungiert. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bekommt das Portal natürlich trotzdem zu spüren – denn die Partner sind Clubs, Konzert-Veranstalter oder Festivals. Im Interview haben wir mit Heiko über ein Jahr zwischen strengen Auflagen und neuen Wegen gesprochen.


Mehr zu diesem Thema:

  1. Kultur & Corona - Interview Karin Schüttler (Heilbronn)
  2. Creme21 Heilbronn - Corona-Lockdown (November 2020)
  3. TWINSISTERS Heilbronn - Julian Braun (1)

Als Ticketdienstleister und Eventplattform sind Veranstaltungen das Kerngeschäft von diginights. Wie haben euch die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 getroffen?
Mit dem März ist natürlich das komplette Geschäft mit einem Schlag erstmal auf Null runtergefahren. Im Gegenzug sind aber die Anfragen zu Ticket-Rückabwicklungen und Event-Verschiebungen extrem nach oben geschossen. Wir mussten uns da erst mal sortieren, Strukturen und Abläufe anpassen, da wir ja auch von den Veranstaltern in so einer kurzen Zeit noch kein Feedback bekommen haben. Noch dazu waren zu diesem Zeitpunkt auch manche rechtlichen Fragen noch nicht geklärt. Wir haben uns dann parallel an die Umsetzung des Autokinos in Heilbronn gemacht und mit dem Know-how noch einige weitere Autokinos in anderen Städten initiiert. Mit diesen Autokinos haben dann einige Ticket-Umsätze generieren können und aus einigen Autokinos wurde dann Open-Air-Eventflächen.

Durch schnelle Anpassungen an unsere Systeme konnten wir sofort alle Anforderung an ein Corona-konformes Ticketing erfüllen. Personalisiert, kontaktlos und Nachverfolgung bei Bedarf. Durch diese Anpassungen und die einfache Bedienbarkeit unseres Systems haben sich viele Freibäder für das Ticketing und die Besucherregistrierung über unser System entschieden. Als die Vereine wieder spielen durften, haben wir eine neue Plattform – handballticket.de – gelauncht und durch unsere automatisierte Social-Distancing-Funktion im Sitzplan einen großen Anteil der 3. Handball-Liga für uns gewinnen können. Mit dem erneuten Lockdown im November haben sich nun erst mal alle unsere Kunden und auch wir in den Winterschlaf gelegt.

Die Auswirkungen des November-Lockdowns

Vom Wellenbrecher-Lockdown im November waren vor allem Kultur- und Gastrobetriebe betroffen. Konntet ihr euch mit den Erfahrungen des ersten Lockdowns gewissermaßen darauf vorbereiten?
Der zweite Lockdown im November traf niemanden in der Eventbranche unvorbereitet wie im März. Gefühlt waren alle darauf vorbereitet und große Events wurden schon vorher geschoben oder abgesagt. Von dem her war diese Ankündigung für uns nicht vergleichbar und deutlich entspannter als das, was im März passiert ist.

Beach of Love - Diginights
Die „Beach of Love“ im Hip Island – ein Bild wie aus einer anderen Zeit

Wie nimmst du die Reaktionen aus der Branche auf die Maßnahmen war? Überwiegt da generell das Verständnis oder gibt es auch kritische Stimmen?
Es gibt in der Branche viel Verständnis, jedoch auch deutliche Kritik an den Hilfen, die entweder zu bürokratisch beantragt werden müssen oder durch irgendwelche kleinen Kriterien bestimmte Berufsgruppen ausschließen. Manche Künstler haben seit März keine Auftritte und somit keine Einnahmen mehr. Auch Firmen können eine solche lange Durststrecke nicht lediglich durch eine anteilige Übernahme der Fixkosten überstehen. Hier wird trotzdem ein monatlich ein Negativbetrag generiert und die Lebenskosten der Inhaber sind noch nicht mit einkalkuliert. Hier muss meiner Meinung nach dringend nachgebessert werden. Ich denke das Problem ist, dass die Branche eine so hohe Diversität an Anbietern und Dienstleistungen hat, dass sie nicht die „eine große“ Lobby hat.

Ihr habt schon im Frühjahr die Plattform #SaveYourFriends ins Leben gerufen, auf der Clubs, Gastro-Betriebe und weitere Unternehmen mit Wertgutscheinen unterstützt werden können. Wie wurde das Projekt bisher angenommen?
Das Projekt wurde beim Lockdown im März, als alle erstmal in Schockstarre waren und alle Möglichkeiten gesucht haben, um weiterhin Umsatz zu generieren, sehr gut angenommen. Mittlerweile wird das Projekt aber nicht wirklich mehr genutzt und von uns auch nicht mehr weiterverfolgt.

Ein Ausblick auf 2021

Ein Zeitpunkt, ab dem die Veranstaltungsbranche wieder normal funktionieren wird, ist weiterhin nicht abzusehen. Wie bereitet ihr euch auf das Jahr 2021 vor?
Wir erledigen alle Dinge, die im „normalen“ Arbeits-Alltag etwas auf der Strecke bleiben. Mit dem Team und der Plattform bereiten wir uns auf alle Eventualitäten vor und freuen uns, wenn es wieder richtig zur Sache geht. Es hat sich durch die Pandemie auch ein Umdenken in den Köpfen der Leute eingestellt, was dem Online-Ticketing im Generellen einen großen Schub geben wird. Viele Veranstalter haben sich nun mit dem Online-Ticketing beschäftigt und werden es auch nach der Corona Zeit beibehalten. Durch die Pandemie wurden auch nicht-online affine Käufergruppen dazu gebracht, sich mit dem Online-Ticketing zu beschäftigen. Es bringt Planungssicherheit für den Käufer und Verkäufer. Wir haben schon Feedback von einigen Freibädern und Vereinen, die künftig Tickets nur noch online verkaufen werden. Die Pandemie hat gezeigt, dass es funktioniert. Vielen Dank an das Phonk-Team für das Interview. Ich wünsche allen ein gutes Durchhalten, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Bleibt gesund!

[FD]


Diginights im Web:

Website

Instagram

Twitter

Facebook