Ein Debütalbum ohne die größten Hits. Feel-Good-Pop mit Tiefgang der anderen Art. Eine junggebliebene Rap-Legende. Tommy Richman, Sabrina Carptener und LL Cool J liefern neue Musik für den Oktober 2024!
ALBUM DES MONATS
Tommy Richman – COYOTE
Da hat Tommy Richman mit „Million Dollar Baby“ und „Devil Is a Lie“ zwei der größten Hits des Sommers gelandet. Und dann packt er beide einfach nicht auf sein Debütalbum. Während die Label-Verantwortlichen sich ob dieser Entscheidung wahrscheinlich die Haare raufen, beweist der 24-jährige, dass er mehr als TikTok-Hits auf Lager hat. „COYOTE” bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen 2000er-Neptunes-Sound, LoFi-R&B und Prince, getragen werden die Songs von Tommys eigenwilligem Gesang. Der wechselt munter zwischen Falsett, unaufgeregtem Genöle und Power-Vocals, fürs Vintage-Feeling stets mit ordentlich Hall hinterlegt. Erdacht hat der Sänger sein Album übrigens in der Wüste Nevadas, unter dem Eindruck von endlosen, leeren Landschaften und weiten Himmeln. Diese Isolation sorgte wohl für einen Soundentwurf, der trotz prominenter Inspiration ganz für sich steht. „Imma do it just for myself“, wiederholt Tommy passenderweise am Ende des vorletzten Tracks „Vanity“, der mit seinen über 6 Minuten Spielzeit exemplarisch für die musikalische Vision des Albums steht.
Bewertung: ★★★★★
Sabrina Carpenter – Short ‘n Sweet
Ist neben Taylor Swifts offensiver Bodenständigkeit eigentlich noch Platz für ganz schamlosen In-die-Fresse-Pop? Absolut, wie Sabrina Carpenter durch den Ohrwurm „Espresso“ bewiesen hat. Mit dem dazugehörigen Album stellt die Sängerin klar, dass catchy Songs schreiben kein Verbrechen ist. Davon gibt es nämlich noch den ein oder anderen unter den zwölf Tracks. Was „Short ‘n Sweet“ allerdings so gut macht, ist der subtile Humor. „You’re so dumb and poetic, that’s what I fall for, I like the aesthetic” – eine Zeile, die gleichzeitig wie Hommage an und Parodie auf Instagram-eigene Gen-Z-Poesie klingt. Wer keinen Wert auf doppelten Boden legt und einfach nur die Sommer-Playlist noch mal in den Herbst verlängern möchte, wird zum Glück auch nicht enttäuscht. „Bed Chem“ wäre da zum Beispiel ein ganz heißer Tipp.
Bewertung: ★★★★☆
LL Cool J – The FORCE
Dass Rapper jenseits der 50 Jahre nicht nur über die junge Generation meckern können, haben unlängst Nas und Common mit ihren jüngsten Alben bewiesen. Nun will es auch LL Cool J noch mal wissen – also einer, der schon in den Achtzigern ein Hip Hop-Star war. Für die musikalische Untermalung hat er sich mit Q-Tip eine weitere Legende ins Boot geholt. Der Mann von A Tribe Called Quest zeichnet für alle Beats verantwortlich und sorgt dafür, dass „The FORCE“ kein lahmer Aufguss von Retro-Sounds wird. Vielmehr darf LL sein Können auf ein paar Brettern zeigen, die Breakbeats mit klassischen Funk-Samples für das Jahr 2024 interpretieren. In seinen Texten beschränkt sich der Meister größtenteils auf Reime über das Reimen, was stellenweise etwas antiquiert wirkt. Aber wenn die Legende anruft, kommen Kollegen wie Busta Rhymes, Snoop Dogg oder Eminem – zu dessen erklärten Lieblingsrappern LL Cool J zählt – jederzeit auf ein Duett vorbei und sorgen für Abwechslung.
Bewertung: ★★★★☆
Text: Florian Deckert
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