Black Dialogue

Black Dialogue - Awat Nerayo (1)
Von Awat Nerayo

Rassismus ist ein Thema, das mich mein gesamtes seitheriges Leben begleitet hat. Mal mehr, mal weniger… George Floyds Tod löste weltweit eine Diskussion über Rassismus und Gleichbehandlung aus. Ausschlaggebend dafür war ein rassistischer „weißer“ Polizist, der einen Mord vor laufender Kamera begangen hat! Um das zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen…


Ich persönlich bin der Meinung, dass der gegenwärtige Rassismus nicht mehr mit dem Rassismus aus der Vergangenheit zu vergleichen ist. In meiner Kindheit (ich bin aktuell 38 Jahre alt) gab es noch Apartheid und Rassentrennung in diversen Ländern, speziell Südafrika und Amerika. Und genau in diesen beiden Staaten ist Rassismus am stärksten ausgeprägt. Warum das so ist lässt sich leicht erklären:

Die Europäer haben in beiden Fällen die Länder gewaltsam eingenommen und haben sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Macht. In den Schulen wurde jahrzehntelang weiße Vorherrschaft und Überlegenheit unterrichtet. „Schwarze“ wurden lediglich als Musiker oder Sportler akzeptiert. Bei der Aufhebung der Rassentrennung wurde jedoch versäumt, die Geschichte aufzuarbeiten. In Deutschland beispielsweise gab es einen klaren Plan, die deutsche Gesellschaft nach der Zeit des Nationalsozialismus zu einer anderen zu formen. Das hält bis heute noch an…

Dieses Thema sollte man in diesen Ländern mindestens so ausführlich wie den Holocaust unterrichten. Schließlich war es einer der größten Verbrechen der Menschheit. Jedoch tut man sich schwer damit. Stattdessen tituliert man in gewissen Kreisen Christoph Kolumbus als Entdecker Amerikas. In Afrika ist er eher als Entdecker der Sklaverei bekannt… Sein Gesicht wäre ein Feindbild, das nicht ins Weltbild passt. Schließlich sind Mörder und Vergewaltiger „schwarz“?

Und genau das ist unser aktuelles Problem. In unserer Gesellschaft herrscht leider immer noch eine Art Arroganz, die man nicht so leicht aus den Köpfen bekommt. Selbst in Comics wurden / werden „Schwarze“ meist hässlich dargestellt. Dicke rosa Lippen, schwarze Haut, grausiges Haar und oft geistlich beschränkt… Warner wurde mehrfach dafür kritisiert, jedoch ohne Erfolg. Solange man solche Dinge nicht global angeht, wird es Rassismus weiterhin geben. Bildung war schon immer der Schlüssel zu Allem – jedoch in Gänze, bitte!

Ein gesunder Menschenverstand weiß, dass ob schwarz oder weiß, Moslem oder Christ, es keinen Unterschied gibt. Angst scheint aber leider ein aktueller Begleiter unserer Gesellschaft zu sein. Plötzlich haben wir schwarze Anwälte oder türkische Ärzte? Und das scheint vielen ein Dorn im Auge zu sein. Das was jahrelang gefordert wurde, nämlich Integration in die Gesellschaft, passt vielen nun doch nicht. In einem vereinfachten Weltbild verrichten Ausländer niedere Arbeiten. Das ist jetzt aber nicht mehr so und das ist auch gut so!

Black Dialogue - Awat Nerayo (2)

Awat Nerayo a.k.a. Footzoom

Man sollte sich selbst regelmäßig hinterfragen ob man rein von Vorurteilen ist. Hier mal einige Beispiele aus dem Alltag:

Albaner = Messerstecher, Pole = Dieb, Jude = Kapitalist, Afrikaner = schmutzig, Araber = Fundamentalist, …

Erst wenn wir uns davon zu 100 % befreien, können wir reinen Gewissens von uns behaupten, dass wir keine Vorurteile haben. Niemand der genannten Menschengruppen ist dem Europäer unterlegen.

Nochmal: Niemand der genannten Menschengruppen ist dem Europäer in irgendeiner Form unterlegen!

In den meisten Fällen sind die Menschen nicht freiwillig hier. Ich und ein paar Freunde haben vor ein paar Jahren einige Partys namens „Refugee Welcome“ in Öhringen veranstaltet. Hier hatten wir die Möglichkeit, einige Syrer kennen zu lernen. Es fanden diverse Unterhaltungen statt. Nach etwas längerem Austausch waren wir völlig überrascht über deren Geschichten. Auch bei mir gab es einen Moment der Erkenntnis. Ich hatte sie zu meiner Schande falsch eingeschätzt. Es waren sehr liebevolle, nette Menschen. Diese Augenblicke lassen mich als Mensch reifen. Und genau das will ich meinen 2 Kindern mitgeben. Aufeinander zugehen und Angst ablegen. Aufhören permanent von Integration zu reden, sondern eine Chance darin sehen, voneinander lernen zu können. In Zeiten der Globalisierung ist globales Denken der Schlüssel. 

Natürlich darf man weiterhin alles Negative aufs Schärfste kritisieren, jedoch ohne zu pauschalisieren!

Hört euch die Geschichten der Menschen an und entwickelt Empathie. Legt Arroganz und Angst ab und öffnet euch für Neues. Hinterfragt euch selbst und seid selbstkritisch. „All lives matter“ ist nicht notwendig, wenn es um „Schwarze“ geht. Es geht um das Leben der „Schwarzen“. Daher akzeptiert „Black lives matter“. Hört auf, irgendwelche Statistiken aufzuzeigen wie viele dunkelhäutige Kriminelle es in Amerika gibt, ohne die Hintergründe deren Schulsystems oder Chancengleichheit zu hinterfragen.

Abschließend ein Zitat von Martin Luther King:

„Der Hass lähmt das Leben; die Liebe lässt es frei. Der Hass verwirrt das Leben, die Liebe bringt es in Einklang. Der Hass verdunkelt das Leben, die Liebe erhellt es.“


„Es reicht nicht, einfach nur kein Rassist zu sein“ von Pamela Andrade

„Im Großen und Ganzen habe ich schon ein gutes Leben“ von Kevin Lee Gill

„BLACK IS BEAUTIFUL“ von Busola Oyenubi

Zur Übersichtsseite

Phonk 07.20 – Unsere Juli-Ausgabe als PDF