Deine Streaming-Playlist ist noch voll auf letztes Jahr eingestellt? Dann haben wir ganz aktuellen Nachschub für dich. Hier kommt neue Musik für den Februar 2022!
ALBUM DES MONATS
OG Keemo – Mann beißt Hund
Wer deutsche Rap-Alben beschreiben will, greift früher oder später auf Verweise zu den Kollegen aus Übersee zurück. „Der deutsche XYZ“ heißt es dann gerne und häufig bietet sich das auch an. Nicht so aber bei OG Keemo. Mit „Mann beißt Hund“ haut der Mannheimer eine LP raus, der völlig für sich selbst steht. Mit einer einzigartigen Erzähldichte und einem unverwechselbaren Vokabular führt der Rapper durch seine Welt zwischen Hochhausbalkons, Sommern in Südwestdeutschland und Gangsigns aus dem Fenster vom Ford. Untermalt wird alles durch die Beats von Funkvater Frank, der seinen Kumpel Keemo schon seit jeher die Instrumentals auf den Zwei-Meter-Leib schneidert. Mal soulig warm, mal beklemmend und abgehackt, so wirken auch die Stories des Protagonisten. Und der legt gleich zu Jahresbeginn eine Platte vor, an der sich die Konkurrenz messen lassen muss.
Bewertung: ★★★★★
The Weeknd – Dawn FM
„We’re going back in time“, verkündet The Weeknd auf “How Do I Make You Love Me?” und nimmt uns erneut mit in die Achtziger. Der durchschlagende Erfolg von „After Hours“ ist noch gar nicht abgeklungen, da legt Abel Tesfaye direkt einen Nachfolger zum Megahit von 2020 nach. „Dawn FM“ heißt die Platte, auf der sich der kanadische Sänger wieder mal funkigen Bässen, schillernden Synthies und mächtig Hall auf der Stimme verschrieben hat. Seine Formel verfeinert The Weeknd noch mal: Eigenständiger, verspielter und durchaus abgebrühter klingen die Nummern. Außerdem orientiert er sich eindeutig eher in Richtung Depeche Mode statt Michael Jackson – was der gespielte britische Akzent auf „Gasoline“ unterstreicht. Ein Chartkracher wie „Blinding Lights“ fehlt zwar, aber auch die Single „Sacrifice“ geht direkt ins Ohr.
Bewertung: ★★★★☆
Ami Warning – kurz vorm Ende der Welt
Wenn man kurz vorm Ende der Welt steht, muss man sich auch über die kleinen Dinge freuen. „Ich will die schönen Stunden – ich nehm auch die Sekunden“, singt Ami Warning deshalb und beruhigt damit. Denn so düster, wie der Titel es vermuten lässt, ist ihr neuer Longplayer nicht. In melanchonischer Zuversicht singt die Tochter des in München lebenden Reggae-Musikers Wally Warning von verlorener Blauäugigkeit, von Träumen aus dem Jetzt und für die nächste Generation. Da kann man nur hoffen, dass das mit dem Weltuntergang noch ein bisschen dauert. Denn in Frühling und Sommer kann das Ding hier gerne hoch und runter laufen.
Bewertung: ★★★★☆
Text: Florian Deckert
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