„Hiobsbotschaft“ von Gerd Schmidinger
Göttliche Missbilligung, das Ende der Welt oder die Austreibung eines biertrinkenden Gespenstes: In seiner Geschichtensammlung “Hiobsbotschaft” vermischt Gerd Schmidinger alltägliche Themen mit fantastischen Elementen, die so elegant eingeflochten werden, dass man sich ganz auf den Lauf der Erzählung konzentriert.
Weitere Rezensionen:
Normalerweise lese ich selten Kurzgeschichten. Lieber Romane mit Charakteren, die sich im Laufe des Buches entwickeln und einer so ausgefeilten Welt, dass die Handlung manchmal sogar nebensächlich ist. Deshalb war ich umso überraschter, mich von der ersten Geschichte an – der titelgebenden „Hiobsbotschaft” – abgeholt gefühlt zu haben. Das Buch wurde innerhalb einer mittellangen Wartezeit beim Arzt begonnen und am selben Abend vor dem Schlafengehen beendet. Ein unter Bücherfans allgemein anerkanntes Qualitätsmerkmal.
Der Grund dafür: Die intelligenten und unvorhersehbaren Wendungen, die Schmidingers Geschichten nehmen. Meist wiegen sie den oder die Leser*in zu Beginn in einem absolut realistischen Szenario, stellen Protagonist*innen in all ihrer Menschlichkeit vor und nach und nach entblättert sich die Krux. Dabei behandelt der Autor Themen unserer Zeit und spinnt sie in teils dystopische, teils fantastische Richtungen weiter – von der Rolle der KI in der Gesellschaft über Botschaften aus dem All bis hin zu unglücklichen Ehen. Durch die bildhafte und dennoch klare Sprache lesen sich die Erzählungen flüssig, der Humor ist teils augenzwinkernd-selbstironisch, teils unheilvoll-prophetisch.
Meine persönlichen Favoriten: Die kafkaesk anmutende „Hiobsbotschaft”, in der ein Priester seinen Namen verliert. „Das Haus”, dessen Verlustthematik hängen bleibt. Und „Adeles Universum”, das gewisse Aberglauben gekonnt aufs Korn nimmt.
Über den Autor:
Gerd Schmidinger wurde 1977 geboren und wuchs im österreichischen Feldkirch auf. Er studierte in Innsbruck, Freiburg und Paris Geschichte und Französisch und lebt seit 2010 in Heilbronn. Derzeit arbeitet er neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit hauptberuflich als Gymnasiallehrer. „Hiobsbotschaft” erscheint im Eigenverlag via „Books on Demand” und ist ab dem 15. Mai 2024 als Paperback sowie als E-Book erhältlich.
Text: Dana Wedowski
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