Talkbox: Wo fehlt dir Solidarität?

Talkbox: Wo fehlt Solidarität

Solidarität ist unverzichtbar für den Zusammenhalt einer Gesellschaft, so viel ist klar. Aber was bedeutet das eigentlich in der Praxis? Wo ist Solidarität gefragt – und in welchen Bereichen muss dich da aktuell noch einiges tun? Wir haben uns mal in Heilbronn und der Umgebung umgehört.


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Lars (38), Heilbronn

Talkbox: Wo fehlt Solidarität (Lars)

„Ich verstehe unter Solidarität das Zusammengehörigkeitsgefühl und gegenseitig füreinander einzustehen. Ich trau es mich kaum zu sagen, aber während der Corona-Hochphase hatte ich das Gefühl, die Menschen würden enger zusammenrücken und konzentrierten sich wieder mehr auf das Wesentliche. Meiner Meinung nach ist Solidarität heute kaum mehr vorhanden. Jeder ist sich doch selbst am nächsten. Leider muss man heutzutage wesentlich vorsichtiger sein als früher, gegenüber wem und in welchem Rahmen man sich solidarisch zeigt. Durch neue Medien und ständige Onlineverfügbarkeit kann es leicht passieren, dass man direkt am Pranger steht. Um das zu verhindern verhalten sich die meisten Menschen vorsichtiger. Im Umkehrschluss liegt meiner Meinung nach darin der Hauptgrund für sinkende Solidarität. Meist werden brisante Themen doch nur noch im engsten Freundes- und Familienkreis und hauptsächlich in den eigenen vier Wänden diskutiert, um nicht gleich – in welcher Hinsicht auch immer – als „radikal“ dazustehen. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen in Zukunft wieder mehr füreinander einstehen. Aber ich denke bis auf eine kleine Minderheit wird dies nicht mehr passieren.“


Sonja (34), Heilbronn

Talkbox: Wo fehlt Solidarität (Sonja)

„Aktuell würde ich sagen, dass es mir in der Gesellschaft weniger an Solidarität im Allgemeinen fehlt als vielmehr an der Art und Weise, wie wir Solidarität durchsetzen. Es gibt viele solidarische Bewegungen, die sich zu unterschiedlichen ethischen, politischen und gesellschaftlichen Werten zusammenfinden, sich unterstützen und Aktivitäten durchführen. Bedenklich finde ich aktuell die Radikalisierung dieser solidarischen Bewegungen. Was ich zunehmend beobachte ist, dass solidarische Ziele durch die Anwendung von Gewalt gegenüber Personen und Schaden an Dingen durchgeführt werden, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Ich empfinde, dass wir die Radikalisierung bei der Durchsetzung solidarischer Handlung viel zu leicht hinnehmen. Hier sollte die Gesellschaft genauer hinschauen und sich von diesen Aktivitäten distanzieren, anstatt sie durch Aufmerksamkeiten in den sozialen Medien weiter anzufeuern.“


Renée (39), Brackenheim

Talkbox: Wo fehlt Solidarität (Renée)

„Wo fehlt mir im Moment die Solidarität? Definitiv bei den Kindern. Sie wurden und werden nach wie vor mit ihrem nicht erlernten Stoff von allen Seiten alleine gelassen. Sogenannte ergänzende Lerneinheiten können nicht stattfinden, da die Lehrer dafür fehlen. Die Lehrer, die ambitioniert genug sind und diesen Kindern helfen wollen, werden mit einem Hungerlohn abgespeist, der nicht mal dem Mindestlohn entspricht. Wann möchte die Politik endlich reagieren? Sie haben es in zwei Jahren Pandemie nicht geschafft, alle Kinder mit digitalen Geräten auszustatten, sodass alle Kinder erreicht werden können. Wir brauchen kein Bürgergeld, sondern Menschen, die anständig bezahlt werden, um Kinder zu fördern und zu fordern. Wir sollten in allen Fällen das staatliche Schulsystem von Grund auf überarbeiten.“


Dominik a.k.a. DomAir (27), Künzelsau

Talkbox: Wo fehlt Solidarität (Dominic)

„Als DJ und Erfahrener in der Musikindustrie fehlt mir gerade in dieser Branche Solidarität. Unter „Solidarität“ verstehe ich Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung. Ich finde, dass alle Musiker, DJs & Artists auf jeden Fall solidarischer sein könnten. Wir sollten uns einmal ein Beispiel an den Niederländern nehmen – die supporten sich in dieser Szene so extrem und freuen sich auch für andere. Leider ist das bei uns in Deutschland (bisher) weniger der Fall. Es wird einem nichts gegönnt und oft sind Andere neidisch. Lasst uns hier solidarischer werden. Haltet zusammen und unterstützt euch gegenseitig. Und ganz wichtig: Habt euch lieb! :-)“


Umfrage: Saban Camili