„Das Magazin ist im Laufe der Zeit erwachsener geworden“

Saban Camili - Interview 15 Jahre Phonk

Im Trubel des Jahres 2020 ist uns ein besonderes Ereignis in eigener Sache fast entfallen. Vor mittlerweile über anderthalb Jahrzenten, im Mai 2005, erschien die allererste Phonk-Ausgabe. Um dieses Jubiläum zumindest nachträglich zu würdigen, haben wir niemand geringeren als Phonk-Chef Saban Camili zum Interview gebeten.


Aus dieser Phonk-Ausgabe:

  1. Phonk. der Reporter - Magazin Januar 2021

Saban Camili über 15 Jahre Phonk

Kannst du dich noch daran erinnern, wann die Idee für das Phonk-Magazin zum ersten Mal aufkam?
Das war glaube ich irgendwann Anfang 2005. Heiko Kreiter, der Gründer von diginights, hatte damals die Idee, ein Pocket-Magazin auf den Markt zu bringen. Zu der Zeit gab es schon ähnliche Magazine in Stuttgart – und Heiko wollte mit Phonk sozusagen diginights als Printmedium umsetzen. Ich habe damals noch rein den Vertrieb und den Anzeigenverkauf gemacht.

Und wie ist die erste Ausgabe entstanden?
Neben Heiko und mir waren mehrere Leute daran beteiligt, zum Beispiel Frank Nova oder Sascha Bickel als Redakteure. Das waren größtenteils Heilbronner DJs, die man so kennt. Einfach Leute, die das Konzept cool fanden und uns unterstützt haben. Inhaltlich lag unser Fokus deshalb auch noch sehr auf lokalen Partys und elektronischer Musik.

Phonk der Reporter (2005-2008)
Phonk-Covers: 2005-2008

Woher kam damals eigentlich der Name „Phonk“?
Das ist einfach ein Fantasiename gewesen, aber wie wir darauf gekommen sind… keine Ahnung. Vielleicht hat jemand besoffen versucht, das Wort „funky“ auszusprechen und das hat dann halt wie „Phonk“ geklungen. Das könnte durchaus sein. (lacht)

Die klassische Geschichte einer Namensfindung also. (lacht) Kannst du dich noch an die Entstehung der allerersten Ausgabe erinnern?
Natürlich war es ein bisschen stressig, weil wir ja alle eher Quereinsteiger in dem Bereich waren. Aber die Leute standen damals alle voll dahinter und waren total begeistert, deshalb ist aus der Idee auch ziemlich schnell Wirklichkeit geworden.

Wie hast du das Feedback auf die ersten paar Ausgaben wahrgenommen?
Ganz ehrlich, das Feedback war extrem gut. Ich kann aus der Zeit vor allem für den Anzeigenverkauf sprechen, weil das ja meine Hauptaufgabe war. Ich bin damals einfach in jeden Laden reingegangen, nur mit unseren Mediadaten bewaffnet. Viele Boutiquen, Friseure, Clubs, Bars, Cafés und so weiter fanden das direkt super. Die Marke diginights als Türöffner hat natürlich auch geholfen.

Phonk der Reporter (2009-2012)
Phonk-Covers: 2009-2012

Irgendwann hast du dich aber nicht mehr bloß auf die Anzeigen konzentriert, sondern das Heft als Inhaber übernommen. Wie kam es dazu?
Weil der Fokus damals wieder stärker auf diginights lag, gab es auch ein paar Monate gar kein Magazin. Heiko wollte sich wieder voll auf das Eventportal konzentrieren und hat mir deshalb das Magazin überlassen. Ich habe nach meinem Studium eigentlich als technischer Leiter in einem Vollzeitjob gearbeitet und nebenher noch Phonk-Anzeigen verkauft. 2009 habe ich mich dann aber voll selbstständig gemacht und das Phonk zu meinem Hauptjob gemacht.

Wenn du 10, 15 Jahre zurückschaust, sah das Heft und das ganze Konzept drumherum damals genauso aus wie heute? Oder hat sich da im Laufe der Jahre auch einiges verändert?
Als ich das Phonk übernommen habe, haben wir erst mal da weitergemacht, wo es stehen geblieben ist. Dann kam irgendwann meine Schwester Nermina mit ins Team, die vorher im TV-Bereich und in der Werbung gearbeitet hat. Sie hat sich dann vor allem inhaltlich eingebracht und viele der Rubriken eingeführt, die wir auch heute noch im Magazin haben. Ab diesem Zeitpunkt haben wir zum Beispiel auch verstärkt Interviews mit Leuten außerhalb der DJ- und Musikszene gemacht. So wurde das Phonk irgendwann vom Partymagazin zu einem Szene- und Lifestylemagazin.

Phonk der Reporter (2013-2016)
Phonk-Covers: 2013-2016

Wenn man sich die Medienentwicklung in Deutschland anschaut, war das Print-Geschäft eigentlich schon 2005 eher auf dem absteigenden Ast. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass sich das Phonk als monatliches Printmagazin so gut etabliert hat?
Die Kund*innen fanden das Format super, inhaltlich waren sie auch begeistert. Und sie haben eben gesehen, dass das Heft innerhalb von 14 Tagen vergriffen war. Dass sich die Leute das mitnehmen und in die Handtasche oder in die Hosentasche stecken. Viele Kund*innen haben uns auch gesagt haben, dass sie bei uns das erste Mal tatsächliche Resonanz auf Anzeigen hatten. Also lag es sowohl am Feedback der Anzeigenkund*innen als auch natürlich daran, dass den Leser*innen das Heft einfach gefallen hat.

Im Laufe der Jahre gab es ja nicht nur das regelmäßig erscheinende Magazin, sondern auch dazugehörige Events wie den Gastro Cup oder die Miss-Phonk-Wahlen. Wie sind diese Veranstaltungen eigentlich entstanden?
Die Miss-Phonk-Wahl ist 2010 entstanden, weil wir auch stark im Modebereich tätig waren. Viele Heilbronner Boutiquen und Fashion-Läden waren damals schon bei uns im Heft vertreten und irgendjemand hat das vorgeschlagen. Wie es so unsere Art war haben wir das Event dann einfach mal gemacht und das Feedback war super. Der Gastro-Cup kam wiederrum direkt von mir, als Fußballturnier zwischen den lokalen Clubs und Gastrobetrieben. Ein paar Partien waren da schon echte Prestige-Duelle. (lacht)

Oh ja, da ging es heiß her! Zurück zum Magazin: Gibt es bestimmte Artikel oder ganze Ausgaben, die dir besonders im Kopf geblieben sind?
Wir hatten schon relativ am Anfang viele Interviews mit Leuten, die in Sachen elektronische Musik auf jeden Fall Rang und Namen haben. Schiller, Claptone, DJ HELL, Karotte oder Moonbootica fallen mir da ein. Für mich persönlich sind aber vor allem die Ausgaben aus dem Jahr 2020 im Kopf geblieben, seit Corona begonnen hat. Da haben wir wichtige Themen wie Black Lives Matter und andere gesellschaftliche Entwicklungen im Heft behandelt, teilweise als Hauptthema der jeweiligen Ausgaben. Natürlich gibt es bei uns auch weiterhin die gewohnten Inhalte. Aber durch solche seriösen Themen ist das Magazin im Laufe der Zeit erwachsener geworden. Und das finde ich super.

Eine weitere Besonderheit der Ausgaben aus dem Jahr 2020 war ja, dass wir auf Grund der Corona-Auflagen vom Printmagazin vorrübergehend auf rein digitale Ausgaben umgestellt haben. Wie blickst du als Inhaber jetzt nach einem Dreivierteljahr auf diese Entwicklung?
Wir hatten ja schon vorher öfter mal intern darüber gesprochen, dass wir uns im digitalen Bereich stärker aufstellen wollen. Durch den Lockdown und die Maßnahmen haben wir sozusagen die Gelegenheit am Schopf gepackt und aus der Not eine Tugend gemacht. Eigentlich war der Plan, dass wir das nach und nach machen. Aber so haben wir unsere Onlinepräsenz mit mehr Inhalten und einem neuen Design ziemlich kurzfristig aufgebaut. Und das hat sehr gut geklappt, kann ich sagen.

Phonk der Reporter (2017-2020)
Phonk-Covers: 2017-2020

Wie blickst du in die Zukunft des Phonk-Magazins?
Momentan ist natürlich auch bei uns vieles zu unsicher, um langfristige Prognosen zu wagen. Wie viele unserer Freund*innen in Gastronomie, Handel oder im Dienstleistungsbereich arbeiten auch mein Team und ich gerade einfach von Monat zu Monat. Wir werden sehen. Aber wir bedanken uns auf jeden Fall schon jetzt bei unseren Kund*innen und vor allem auch den Leser*innen, die uns in der schweren Zeit weiter unterstützt haben. Das finde ich ganz stark und sowas macht natürlich auch Mut für die Zukunft.

[FD]


Bild: Dominik Hotzy / BlickEins Agentur für Fotografie & Gestaltung