Der Herbst ist da und es gibt neue Musik für den Oktober 2022. Die spanische Sängerin Rosalía liefert Nachschub zu ihrem gefeierten Werk „Motomami“, während John Legend souliges Gesäusel im besten Sinne kredenzt. Und von den Sternen gibt es Indie-Pop nach bester Hamburger-Schule-Art.
ALBUM DES MONATS
Rosalía – Motomami+
Mit „Motomami“ hat Rosalía im März 2022 eines der interessantesten Alben des Jahrs abgeliefert. Nun legt die spanische Sängerin mit einer Deluxe-Version nach, die dem Originalwerk acht neue Anspielstationen hinzufügt. Darunter sind vier komplett neue Tracks sowie ein Remix der Hit-Single „Candy“ und die Live-Version von „La Fama“. Die Bonus-Songs sind allerdings keine bloßen Leftovers, sondern fügen sich perfekt ins ohnehin schon großartige Gesamtbild ein. So holt die Plus-Variante von „Motomami“ hoffentlich auch all jene ab, die den Album-Release im Frühjahr verpasst haben. Denn der Mix aus Flamenco-Klängen, futuristischem R&B und Reggaeton sowie ein The Weeknd-Feature in überraschend ordentlichem Spanisch sind nach wie vor das Spannendste, was dieses Jahr so in der Popmusik passiert ist.
Bewertung: ★★★★★
John Legend – LEGEND
John Legend ist über Genre-Grenzen hinaus bekannt als verlässlicher Lieferant für diese Songs, die auf jeder zweiten Hochzeit laufen. Auch auf „LEGEND“ widmet sich der 43-jährige dem altbewährten Themenkomplex rund um Liebe, Herzschmerz und traute Zwischenmenschlichkeit. Dass das auf ganzen 24 Songs und fast anderthalb Stunden Laufzeit nicht langweilig wird, ist der musikalischen Vielfalt zu verdanken, die John Legend durch seine unverwechselbare Stimme meisterhaft zusammenhält. Organische Bässe und satte Drums, dazu die unglaublich präsenten Vocals im Crooner-Stil machen die Platte zu einem Fest für die Ohren. Im Opener „Rounds“ mit Rick Ross klingt das nach verrauchtem Soul, auf „Strawberry Blush“ werden Disco-Hits der Achtziger zitiert, mit „I Want You To Know“ gibt es lockeren Feel-Good-Reggae. Und natürlich ist auch die ein oder andere Piano-Schnulze für den gepflegten Stehblues mit dabei.
Bewertung: ★★★★☆
Die Sterne – Hallo Euphoria
„Marx und Engels sind veraltet, pragmatisch wird die Welt gestaltet, mit altem Geld, geborgter Macht, wird aus Mensch Fabrik gemacht“, heißt es auf dem Titelstück des neusten Albums der Sterne. Obwohl bis auf Frontmann Frank Spilker kein Gründungsmitglied mehr mit von der Partie ist, gibt es knapp 40 Minuten gewohnten Sterne-Sound – zumindest, was das Grundrezept angeht. Erfrischend ungeschliffen ist das Songwriting, entsprechend unverkrampft die Instrumentierung. Wie schon vor drei Jahrzehnten behandeln Spilkers Texte die großen Fragen unserer Zeit, ohne in Pathos oder Weltschmerz zu versinken. Die Kinder brauchen Platz zum Spielen, was die Zukunft bringt, wissen wir nicht und am Ende kommt sowieso niemand unschuldig raus. Musste einfach mal wieder gesagt werden.
Bewertung: ★★★☆☆
Text: Florian Deckert
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