Geistreiches in der Maschine

Maschinenfabrik Heilbronn - Kranhalle

Die Maschinenfabrik als Heimat für Heilbronns freie Kulturszene

Seit Beginn der Coronapandemie hat es der Kulturbereich besonders schwer. Denn eine Szene, die von Begegnung und Austausch lebt, leidet natürlich unter Lockdowns und Abstandsgeboten. Das bedeutet aber zum Glück nicht, dass der Heilbronner Kulturbetrieb zum Erliegen kam. Mit der Maschinenfabrik haben Kulturbegeisterte im Sommer 2021 sogar eine neue Anlaufstelle bekommen. Wir erzählen dir, warum du die Location unbedingt auf dem Schirm haben solltest.


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Ein Ort mit Geschichte

Träger des neuen Kulturzentrums ist der Verein „Freies Kulturzentrum Maschinenfabrik Heilbronn e. V.“, der aus dem Popbüro Heilbronn-Franken heraus entstanden ist und das geschichtsträchtige Gebäude, die „alte Maschinenfabrik“ in der Olgastraße Ende 2020 übernommen hat. Zuvor wurde das 1904 erbaute und teilweise denkmalgeschützte Gebäude von der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn zur Fertigung von Dampfmaschinen genutzt. Ab 1989 war in der „alten Maschinenfabrik“ das Olga Jugendzentrum beheimatet, das 2020 ins nicht weit entfernte Wilhelm-Waiblinger-Haus zog. Pandemiebedingt konnte das Kulturzentrum Maschinenfabrik erst Ende Juli 2021 die Tore mit einer ersten öffentlichen Veranstaltung für Publikum öffnen. Unter dem Titel „Kunst in Zeiten der Pandemie – Extended“ stellten dort über 50 Künstler*innen für drei Wochen Werke aus, die während der Corona-Pandemie entstanden sind.

Maschinenfabrik Heilbronn - Kunst in Zeiten der Pandemie
Kunst in Zeiten der Pandemie. Foto: © Lisa Back

Viel Lob für den Kultursommer

Ebenfalls im Sommer 2021 wurde auch das Buch „Aus dem Archiv“ herausgegeben, in dem die Frühphase der Heilbronner Graffiti Szene von 1988 bis 1998 auf 320 Seiten dokumentiert wird. Mit dem Erlös werden mobile Stellwände finanziert, die neue Übungs- und Freiflächen in der Location schaffen. Über den ganzen Sommer begeisterte die Maschinenfabrik die Heilbronner*innen im Rahmen der Ausstellung und des Popup-Kulturzentrum mit einem kunterbunten Programm aus verschiedensten Sparten der Kunst. Dazu gehören zum Beispiel Open-Air Ateliers, Werkstattgespräche, Workshops, Poetry-Slams, Rap-Slam, Livekonzerte sowie regelmäßige Werkstattgespräche. Dementsprechend war das Feedback der Heilbronner*innen nach dem Kultursommer 2021 durchweg positiv. Die Rufe nach einer Wiederholung und mehr Kulturprogramm in und für die Stadt werden lauter.

Maschinenfabrik Heilbronn - Tacheles: Junge jüdische Stimmen
Tacheles: Junge jüdische Stimmen. Foto: © Lisa Back

Am Puls der Zeit

Mit den unterschiedlichen Veranstaltungen schafft die Maschinenfabrik einen lebendigen Raum für aktuelle Themen aus Kunst, Kultur und Gesellschaft. Deswegen stellt das Kulturzentrum eine wichtige und lang überfällige Bereicherung für Heilbronn dar. Im Inneren warten nicht nur drei voll ausgestattete Veranstaltungsräume, sondern auch Probe- und Projekträume – alles in allem ein lebendiger und offener Begegnungsort, der weiter zum Kiez-Flair in der Bahnhofsvorstadt beiträgt. Im offiziellen Team der Maschinenfabrik sind fünf Personen aus Heilbronn tätig, die sich um organisatorische Dinge kümmern. Der Verein hat ganze 76 Mitglieder und einen großen Pool an Ehrenamtlichen, die der Maschinenfabrik bei allem zur Seite stehen – egal ob es um Unterstützung bei der Renovierung des Hauses geht oder um die Durchführung von Veranstaltungen.

Die Maschine läuft wieder

Für 2022 plant die Maschinenfabrik, soweit dies die Pandemie zulässt, eine ganze Reihe an sparten- und genreübergreifenden Veranstaltungen. Ob Poetry Slam, Konzert oder Kunsthandwerkermarkt – hier wird für jeden und jede etwas dabei sein.  Zum zweiten Mal sind auch die diesjährigen Baden-Württembergischen Meisterschaften im Poetry Slam in Heilbronn geplant. Das Programm für das erste Halbjahr 2022 ist jetzt online verfügbar.

Wenn du die Maschinenfabrik in Zukunft selbst mitgestalten möchtest, kannst du jetzt übrigens auch Mitglied im Trägerverein werden. Alle Infos dazu und zum Programm der Maschinenfabrik findest du auf der Website des Kulturzentrums.


Text: Madeleine Hamberger, Katharina Pratscher | Titelbild: © Philipp Wieser