„Kein Türsteher der Welt sollte fragen dürfen, ob man geimpft ist“

Frank Nova - Interview (2021)

Frank Nova im Phonk-Interview

Nicht nur Clubbetreiber spüren die Auswirkungen von einem Jahr Shutdown. Auch die DJs, die sonst für Publikum in den Läden sorgen, sitzen jetzt zu Hause und machen… ja, was eigentlich? Wir haben das Heilbronner DJ-Urgestein Frank Nova zum Interview gebeten, um mit ihm über die aktuelle Lage – und die Zukunft – zu sinnieren.


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Mal ehrlich, hättest du vor einem Jahr gedacht, dass wir im Frühjahr 2021 immer noch über irgendwelche Lockdowns und damit verbundene Clubschließungen sprechen?
Es war irgendwie abzusehen, auch wenn man natürlich insgeheim auf ein schnelleres Ende gehofft hat. Aber es ist halt so wie es ist. Mich nervt eigentlich nur der Bürokratismus, mit dem in diesem Land alles von Statten gehen muss. Da wird aus „Impfen, impfen, impfen“ schnell „…aber vorher erst drei Anträge ausfüllen!“. Manchmal wünsche ich mir mehr Pragmatismus. Auch wenn ich nicht viel von Boris Johnson halte, aber der hat es in England ganz gut hinbekommen.

Apropos impfen: Glaubst du, dass man zukünftig nur mit einem Impfnachweis in die Clubs darf?
Nein. Ich glaube, dass Tanzclubs erst dann aufmachen dürfen, wenn die Herdenimmunität erreicht ist. Das kann also noch locker bis Ende des Jahres dauern. Dann müsste aber an der Club-Tür nicht aussortiert werden, was ich wiederum positiv sehe. Denn das Aussortieren widerspricht irgendwie allen Grundsätzen unserer Szene. Gerade weil wir vom Alltag abtauchen wollen, gehen wir doch in die Clubs. Hier können wir anonym sein. Niemand fragt, wer du bist, ob du reich oder arm bist, ob du ‘nen Porsche fährst oder ‘nen Dacia. Kein Türsteher der Welt sollte deswegen auch fragen dürfen, ob man geimpft ist oder nicht. Andererseits steht auch die Gesundheit unserer Familie, Freunde und Mitmenschen an oberster Stelle. Deshalb sehe ich es als unsere gesellschaftliche Pflicht, dafür zu sorgen, dass so wenig Menschen wie möglich an dieser Krankheit sterben.

Du wirst dich also impfen lassen?
Ja, klar. Aus einem ganz simplen Grund: Weil ich dieses verdammte Virus nicht bekommen möchte. Ist doch logisch…

Du legst öfters bei Streams auf, warst zum Beispiel bei „United We Stream“ oder dem Stream des Stuttgarter Clubs „Climax“ zu Gast. Was macht daran Spaß?
Ich kann mein Set besser vorbereiten und somit auch mal etwas ausgefallenere Musik spielen. Ich muss ja niemanden zum Tanzen bringen, denn – seien wir mal ehrlich – ein Stream läuft eher nebenher. Es ist dennoch eine sehr respektable Gelegenheit, sich und seine Musik zu präsentieren. Und es dient auch dazu, einem Künstler das Gefühl zu geben, dass er in diesen schwierigen Zeiten nicht gänzlich nutzlos ist.

Gibt es neue Projekte, mit denen Du dich gerade beschäftigst?
Ja, komischerweise arbeite ich – trotz Pandemie – an richtig interessanten Konzepten. Beispielsweise wird es ab Mai einen Stream des Mobilat Club geben, bei dem ich gelegentlich mit meiner Veranstaltungsreihe „Mobilat meets…“ am Start sein werde. Und im Juli trete ich bei einem Theaterstück von Tacheles&Tarantismus im Deutschhof auf. Das Ganze wird im Rahmen des Heilbronner Theatersommers pandemiegerecht aufgeführt. Neben mir werden noch zwei Schauspieler*innen des Staatstheaters, Nina Siewert und Jannik Mühlenweg, auf der Bühne stehen. Nina kennt der ein oder andere vielleicht aus der ZDF-Serie „SOKO Stuttgart“. Wir proben schon kräftig und haben richtig viel Spaß.

Um was geht es in dem Stück und darfst du schon verraten, welche Rolle du darin spielst?
Das Stück ist eine Art „Sehnsuchts-Novelle“. Zwei Menschen entfliehen dem tristen Alltag, indem sie sich ihren Tagträumen hingeben. Die Texte stammen aus der Feder von Tobias Frühauf, wir zitieren aber auch bekannte Szenen aus anderen Werken. Es wird auf jeden Fall verrückt und außergewöhnlich werden. Und es gibt tolle Musik, die ich beisteuere. Derzeit sichte ich jede Menge Platten, auch alte elektronische Stücke. Quasi aus der Urzeit des Techno.

Das klingt mega spannend.
Ist es auch. Es wird eine Art musikalische Retrospektive in einem Theaterstück, das man – denke ich – nicht so schnell vergessen wird. Ab Mitte Mai beginnt der Kartenvorverkauf.

Cool, wir sind gespannt. Und wann können wir dich bei einem Open-Air hinter den Plattentellern erleben? Meinst du, dass im Sommer wenigstens kleine Freiluft-Events und Festivals stattfinden können?
Je nachdem, wie das Impfen, Impfen, Impfen läuft. Ich habe die leise Hoffnung, dass wir ab Juni wenigstens in Biergärten dürfen und ich vielleicht sogar meine elektronische Veranstaltungsreihe „Secret Garden“ im Hip Island starten darf. Auch wenn das dieses Jahr nochmal ohne Tanzen sein dürfte.

Zum Schluss: Nenn uns bitte noch drei Dinge, die du nach Corona nicht vermissen wirst.
Äh… natürlich zuallererst Corona! Dann noch die Querdenker und Leute die sagen: „Ich bin ja kein Verschwörungstheoretiker, aber…“.

Unterschreiben wir so. Danke dir für deine Zeit!


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