„Ich bin hier, um Licht zu bringen und Versöhnung durch meine Musik zu fördern“

Afra Kane - Interview Jazz & Einkauf (1)

Singer-Songwriterin Afra Kane im Interview

Ein Piano, einfühlsame Texte direkt aus dem Leben und ihre unglaublich soulige Stimme, mehr braucht Afra Kane nicht, um Großartiges zu schaffen. Großartiges, wie ihre Debut-EP „Scorpio“ oder einen Solo Award beim weltbekannten Montreux Jazz Festival zum Beispiel. Wer Afra Kane live erleben will hat Glück – denn am 10. Oktober 2021 ist sie mit ihren Songs bei „Jazz & Einkauf“ in Heilbronn zu Gast. Vorher hat sich die in Italien geborene Musikerin mit nigerianischen Wurzeln aber noch Zeit für ein kleines Interview mit uns genommen.


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In deiner Kurzbiografie erfährt man, dass du deine ersten Songs bereits im Alter von 13 Jahren geschrieben hast. Inspiriert warst du von großen Künstlerinnen wie Aretha Franklin und Nina Simone. Wie hat sich dein Songwriting-Ansatz seitdem weiterentwickelt?
Als ich anfing Songs zu schreiben wurde ich eher von Alicia Keys inspiriert. Ich lernte, ihre Songs nach dem Gehör zu spielen. Und eines Tages setzte ich mich hin und schrieb meine eigenen, in A-Moll. Am Anfang, im Alter von 13, 14 Jahren, waren meine Songs sehr schnulzig und tonal, würde ich sagen. Als ich mein Studium in Großbritannien und der Schweiz fortsetzte, fing ich an, mehr von dem aufzugreifen, was mich soundtechnisch umgab. Ich studierte Ravel und versuchte dann, Bitonalität wie er in einer meiner Kompositionen zu verwenden und sie in einen Song zu verwandeln.

Ich hörte den Jazzmusikern zu, die in der Aula des Konservatoriums jammten, und bat sie, mir etwas über Jazzharmonik und Akkorde beizubringen. In letzter Zeit habe ich auch gelernt, vom Klavier wegzukommen, Streicherarrangements zu schreiben und Songs mit Logic Pro zu produzieren. Ich würde sagen, ich habe jetzt eine ganzheitlichere Herangehensweise. Ich stelle mir Sounds und eine Richtung vor. Und ich versuche, mehr Klarheit über das Endziel zu haben – wie ich möchte, dass es am Ende klingt. Aber es wird nicht immer tatsächlich ein Song draus, manchmal ist es schwierig, Ideen zu entwickeln oder aufrechtzuerhalten. Ich genieße den Prozess und den Kampf, Ideen in einen Song zu verwandeln, der eine Botschaft hat und musikalisch Sinn macht. Schließlich muss ich sicher sein, dass ich mit dem Song zufrieden bin und er auch bei mir ankommt.

Afra Kane - Interview Jazz & Einkauf (2)

Zwei deiner neuesten Songs, „Building“ und „Start Again“, beinhalten beide eine Botschaft von Optimismus und auch einer Aufbruchsstimmung. Was hat dich dazu inspiriert, diese Lieder zu schreiben?
Nun, beide Songs basieren auf echten Erfahrungen und schmerzhaften Erlebnissen. Das waren eine Trennung und eine unerwartete Pandemie, die Chancen und Wege zunichtemachten, die ich gerade einschlagen wollte. 2020 hat mir viele Schichten meines Heilungsprozesses offenbart, die ich selbst noch nicht aufgedeckt hatte. Also habe ich all das in Musik verwandelt, wie ich es immer tue, um durchs Leben zu kommen. Es ist wichtig, auch einen Sinn für sich in dem Schmerz zu erkennen und ihn gut zu nutzen.

Wie hast du als Künstlerin die letzten beiden Jahre verbracht? Arbeitest du schon an einem Nachfolger zu deiner letzten EP „Scorpio“?
Ja, na klar! Ich bin fast fertig damit, das Album wird im Januar 2022 erscheinen und 11 Songs enthalten. Es heißt „HyperSensitive“. Ich habe die letzten anderthalb Jahre damit verbracht, die Hälfte der Songs für das neue Album zu schreiben, sie aufzunehmen und mit meinem Co-Produzenten Christophe Farine zu produzieren. Ich hatte einige unglaubliche Möglichkeiten, wie zum Beispiel Auftritte mit Snarky Puppy beim „Autumn of Music“ im Rahmen der Montreux Jazz Academy oder ein Auftragsprogramm beim Montreux Jazz Festival und ein Tributkonzert für Ella Fitzgerald mit dem „Orchestre de la Suisse Romande“.

Konzert ist ein gutes Stichwort. Für alle jene, die dich bisher noch nicht auf der Bühne erleben konnten: Worauf kann sich das Publikum bei „Jazz & Einkauf“ in Heilbronn am 10. Oktober freuen?
Eine Verbindung zum Publikum aufzubauen ist unverzichtbar. Ich stelle immer sicher, dass meine Energie rein ist, bevor ich auf die Bühne gehe. Und dass meine Motive hinter dem, was ich tue, rein sind. Ich bin hier, um Licht zu bringen und Versöhnung durch meine Musik zu fördern, auf eine emotionale Reise mitzunehmen – auch wenn es manchmal unbequem ist, weit über reine Unterhaltung hinaus. Und hoffe immer, dass das Publikum die Botschaft mitnimmt und mit mehr als nur einem Konzert nach Hause geht.

[FD]


www.afrakane.com

Bilder: © Anoush Abrar, MUA Noelia De jesus