Ein Buch, zwei Geschichten, doppelte Spannung

Wolf Haas - Wackelkontakt (Buchkritik)

„Wackelkontakt“ von Wolf Haas

Franz Escher ist Trauerredner und Puzzler aus Leidenschaft. Während er auf einen Elektriker wartet, liest er ein Buch, in dem es um den jungen Mafioso Elio geht, der ins Zeugenschutzprogramm geschickt wird und im Gefängnis ein Buch liest. Darin wird die Geschichte von Franz Escher und seinem Elektriker erzählt…

Schon die ungewöhnliche Prämisse des Romans „Wackelkontakt“ von Wolf Haas zieht Leser*innen in seinen Bann. Nahtlos wechselt die Perspektive jedes Mal, wenn einer der beiden Protagonisten sein Buch in die Hand nimmt, und die Geschichten der Männer verstricken sich mit immer enger gezogenen Fäden ineinander, obwohl sie zunächst absolut nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Wie genau Franz und Elio verwoben sind, darf hier nicht verraten werden, denn der große Charme des Buches liegt in der klugen Entwicklung des Plots, der zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar wird.

Auch wenn es sich um eine packende Geschichte voller Lügen, Kriminalität und Tod handelt, kommt ein trockener Humor nicht zu kurz. Zu stilistischen Favoriten zählen Elios Art, sich auf die deutsche Sprache umzustellen, indem er passende Vokabeln aufzählt – „Schrottkarre! Rostlaube! Pfuscher! Stümper! Patzer! Dilettant! Quacksalber!“ – und Franz Eschers haarspalterische Diskussionsweise, vor allem, wenn es um Anglizismen geht (die er ablehnt). Selbst nebensächliche Figuren sind mit scharf beobachteten Eigenheiten ausgestattet, sodass eine immersive Welt entsteht, in der das einzig Skurrile das Buch im Buch ist.

Wolf Haas veröffentlichte mehrere Romane (u.a. „Junger Mann“ und „Eigentum“) und ist Autor der Brenner-Krimi-Reihe, die bislang aus neun Bänden besteht. Er erhielt für seine Arbeit bereits den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis, den Jonathan-Swift-Preis und den Erich Kästner Preis. „Wackelkontakt“ erschien am 09.01.2025 im Hanser Verlag.

Text: Dana Wedowski


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