„Kinds of Kindness“ von Giorgos Lanthimos
Nachdem Giorgos Lanthimos erst letztes Jahr den Oscar-prämierten Film „Poor Things“ veröffentlichte, legt er bereits ein knappes Jahr später mit „Kinds of Kindness“ nach. Kann der an Lanthimos beste Werke heranreichen?
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„Kinds of Kindness“ ist ein Episodenfilm mit drei Abschnitten. Diese haben mit Emma Stone, Jesse Plemons, Margaret Qualley und Willem Dafoe zwar dieselbe Besetzung, erzählen aber jeweils eine andere Handlung. Die erste Episode handelt von einem Chef, der das Privatleben seines Angestellten bis ins kleinste Detail kontrolliert. Die zweite dreht sich um einen Polizisten, der seine verschollene Frau nach ihrer Rückkehr nicht mehr für seine Frau hält. Und die dritte schließlich von einer Sekte, die sich auf die Suche nach einem Jesus-ähnlichen spirituellem Führer macht.
Während sich bei Lanthimos vorherigen Filmen die Aussage relativ eindeutig ist, stimmen die jeweiligen Episoden erstmal ratlos. Und bevor das Gesehene verdaut werden kann, startet auch schon die nächste Episode. Wenn schließlich der finale Abspann läuft, fragt man sich, was genau man da eigentlich gerade gesehen hat. Das große Thema des Films ist, welche Ausmaße Abhängigkeiten erzeugen können. Abhängigkeit im Beruf, in einer Partnerschaft und einer religiösen Gruppe. Die gezeigten Abhängigkeiten nehmen dabei groteske und auch brutale Züge an.
Während den vorherigen Filmen von Lanthimos immer einen Spagat zwischen Gewalt und Humor gelang, überwiegt hier oft die Grausamkeit. Auch einige an David Lynch erinnernde surreale Szenen lassen „Kinds of Kindness“ oft wie eine Serie aus Traumsequenzen wirken. Die Riege aus Schauspieler*innen sowie die Kameraführung sind absolut großartig und alles an diesem Film sieht fantastisch aus. Dennoch hinterlässt er eher gemischte Gefühle. Während die besten Filme von Lanthimos immer auch Herz haben spüren lassen, wirkt hier doch alles sehr kalt und distanziert.
„Kinds of Kindness“ reicht weder an die Erstlingswerke von Lanthimos heran, noch lassen die 165 Minuten Spielzeit den Humor und Genialität seiner letzten Werke verspüren. Trotz der hervorragenden Darsteller*innen und der tollen Optik bleibt das Gefühl, als würde diesem Episodenfilm etwas fehlen. Der Film ist seit dem 4. Juli 2024 in den deutschen Kinos zu sehen.
Text: Kai Möller | Bilder: Searchlight Pictures
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