Schönheit & Wahnsinn

Margaret Qualley & Demi Moore in "The Substance"

Darum hat „The Substance“ das Zeug zum Genre-Klassiker

„The Substance“ von Coralie Fargeat wurde bereits erfolgreich auf verschiedenen Filmfestspielen aufgeführt und gewann in Cannes den Preis für das beste Drehbuch. In den Hauptrollen des Body-Horrorfilm sind Demi Moore, Margaret Qualley und Dennis Quaid zu sehen.

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Elisabeth Sparkle (Demi Moore) war einst einer der größten Stars in Hollywood, gewann einen Oscar und wurde von allen bewundert. Doch vom alten Ruhm ist nicht mehr viel geblieben. Schließlich verliert sie auch ihren aktuellen Job in einer übersexualisierten Fitnessshow, weil sie als zu alt angesehen wird. Der schmierige Filmproduzent Harvey sucht stattdessen nach einem jungen Ersatz. Elisabeth erfährt von einem Schönheitsprogramm namens „The Substance“, das nach der Einnahme ein jüngeres, besseres Ich entstehen lässt. Die einzige Bedingung: Nach sieben Tagen muss der alte Körper wieder eingenommen werden. Sie beginnt das Programm und verliert sich zunehmend in ihrem neuen, jungen Körper (gespielt von Margaret Qualley) – was fatale Konsequenzen hat. Jede Überschreitung der siebentägigen Frist führt zum unwiderruflichen Zerfall ihres ursprünglichen Körpers.

The Substance ist brachial: in seiner Botschaft, in der Darstellung einer übersexualisierten Gesellschaft und besonders in den letzten 40 Minuten in seiner Gewalt. Vielen Zuschauer*innen wird das Gezeigte vermutlich zu weit gehen. Im Kern ist der Film jedoch ein bösartiges Schauermärchen über den Schönheitswahn in unserer Gesellschaft und das Verhalten von Männern in Machtpositionen. Dabei zeigt der Film nicht nur Produzenten als treibende Kraft hinter diesem Wahn. Auch die „Sue“ genannte junge Version von Elisabeth befeuert den Drang zur Selbstoptimierung. Der Film beleuchtet die verheerenden Konsequenzen des Strebens nach Perfektion, der Unzufriedenheit mit sich selbst und der Sucht nach Anerkennung.

Demi Moore liefert hier möglicherweise die beste Leistung ihrer Karriere ab. Als Schauspielerin, die in den 1990er-Jahren große Erfolge feierte, dann jedoch in Vergessenheit geriet und sich zahlreichen Schönheitsoperationen unterzog, ist sie die perfekte Besetzung für diese Rolle. Ihre Darstellung trägt entscheidend dazu bei, dass der Film so gut funktioniert. Doch auch Margaret Qualley zeigt eindrucksvoll, warum sie zu den talentiertesten jungen Schauspielerinnen der Gegenwart zählt.

„The Substance“ reiht sich ein in die großen Klassiker des Body-Horror-Genres, wie „Die Fliege“ von David Cronenberg. Der Film zitiert dabei andere Meilensteine des Horrors („Carrie“ oder „The Shining“), schafft es jedoch, etwas Eigenes zu kreieren. Abseits seiner inhaltlichen Bedeutung ist er ein unglaublich effektiver, schmerzhaft intensiver Film, der das Zeug hat, ein neuer Klassiker des Genres zu werden. Seit dem 19. September 2024 läuft „The Substance“ im Kino.

Text: Kai Möller | Bilder: Mubi