Neues Jahr, neue Musik für den Februar 2025. Dieses Mal mit sozialkritischem Latinpop von Bad Bunny, einem posthumen Album von Mac Miller sowie Flynn Kliemanns Weltschmerz-Pop.
ALBUM DER AUSGABE

Bad Bunny – Debí Tirar Más Fotos
„Ich hätte mehr Fotos machen sollen“, so lautet der Titel von Bad Bunnys sechstem Soloalbum auf Deutsch übersetzt. Im Gegensatz zu seinem Welterfolg „Un Verano Sin Ti“ von 2022 geht es hier allerdings nicht (nur) um verflossene Liebe. Im Zentrum von „Debí Tirar Más Fotos“ steht Puerto Rico, die Heimat des Künstlers. Der Freistaat ist seit 127 Jahren ein Außengebiet der USA, die lokale Kultur tritt im Zuge der Globalisierung in den Hintergrund – und auch für einen Superstar bleibt die Zeit in der Heimat nicht stehen. Diese Themen verarbeitet Bad Bunny sowohl in seinen Texten als auch musikalisch. Neben modernen Reggaeton-Beats singt er dabei auch auf Stücken mit traditionellen Einflüssen von Salsa bis Bolero. Auf „Lo Que Le Pasó a Hawaii“ werden Jíbaro-Klänge zum Beispiel nach und nach von harten Synths begleitet, um auf Gentrifizierung anzuspielen. Details wie diese machen „Debí Tirar Más Fotos“ zu einem Meisterwerk.
Bewertung: ★★★★★

Mac Miller – Balloonerism
Nachdem „Balloonerism“ von Mac Miller schon einige Zeit durchs Netz schwirrte, erhält das Album nun endlich ein offizielles Release. Hier handelt es sich glücklicherweise nicht um eine lieblose Zusammenstellung von Left-overs des 2018 mit nur 26 Jahren verstorbenen Musikers. Nein, das 2014 entstandene Werk steht ganz für sich selbst. Dabei bietet es einen interessanten Einblick in Mac Millers Entwicklung vom sympathischen Stoner-Rapper hin zu einem vielschichtigen Künstler. In Zeilen wie „Fuck it, just pay my rent by Tuesday, I bet I’ll be rich by April Fool’s Day“ hört man zwar immer noch das schelmische Grinsen durch. Dabei verströmt „Balloonerism“ aber durchweg eine beinahe dämmerhäfte Atmosphäre, die mehr nach Melancholie als unbeschwertem Kifferschädel klingt.
Bewertung: ★★★★☆

Fynn Kliemann – TOD
Gibt es nicht schon genug formal halbwegs talentierte Sänger*innen, die die Ungewissheit des Jetzt in oberflächliche Pop-Poesie gießen? Scheinbar nicht. Fynn Kliemann, seines Zeichens Influencer, Unternehmer, YouTuber, Musiker und 2022 Protagonist eines mittelschweren Skandals um angeblich nachhaltige Coronamasken, meldet sich zurück. Natürlich wabert auch letzteres Thema immer mal wieder hintergründig durch die lyrischen Allgemeinplätze. In erster Linie geht es aber um die seichte Sehnsucht nach dem Damals, abgefedert durch – klar – „die Hoffnung“. Selbst der titelgebende Tod wird nur in einer nach Vodafone-Werbespot klingenden Indiepophymne abgehandelt. Ist wahrscheinlich auch besser so.
Bewertung: ★☆☆☆☆
Text: Florian Deckert
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