Die ungeschminkte Grausamkeit des Rassismus

Killers of the Flower Moon - Review

„Killers of the Flower Moon“ ist einer der wichtigsten Filme des Jahres

Der neueste Film von Martin Scorsese basiert auf der wahren Geschichte über die Morde an den nordamerikanischen Ureinwohnern der Osage. Die Hauptrollen in „Killers of the Flower Moon“ spielen Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Lily Gladstone. Es ist die sechste Zusammenarbeit des legendären Regisseurs mit DiCaprio und bereits die zehnte mit De Niro.

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Die Osage wurden Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Fund eines großen Ölvorkommens unglaublich reich. Dies ruft allerdings schnell Weiße auf den Plan, die versuchen, das Geld an sich zu reißen. Sie stellen die Osage unter Vormundschaft, ein Sachverwalter überprüft außerdem jegliche Ausgaben. Unter ihnen ist William King Hale (De Niro), der in der Gemeinde sehr beliebt ist, die Sprache der Osage beherrscht und sich für wohltätige Zwecke engagiert. Im Hintergrund plant er jedoch, an ihr Geld zu kommen.

Dafür soll sich sein Neffe Ernest Burkhard (DiCaprio) in den Stamm einheirateten. Dieser kehrt 1919 aus dem ersten Weltkrieg zurück und zieht zu seinem Onkel. Dabei lernt dieser die Osage Mollie Kyle (Lily Gladstone) kennen – sie verlieben sich tatsächlich, heiraten und bekommen drei Kinder. Allerdings sterben nach und nach die Familienangehörigen von Mollie unter mysteriösen Umständen…

Robert DeNiro & Jesse Plemons in "Killers of the Flower Moon"

Bereits zu Beginn des Films werden die Morde an den Osage kompromisslos gezeigt. Die beiden von De Niro und DiCaprio dargestellten Charaktere sind dabei von einer beispiellosen Niederträchtigkeit und Gier getrieben. Gerade Leonardo DiCaprio hat man wahrscheinlich noch nie in einer widerlicheren Rolle gesehen, die aber trotzdem verschiedene Facetten hat. Ernest liebt seine Frau, er hat allerdings auch Angst vor seinem Onkel – und über allem steht seine Gier nach Geld. Robert De Niro zeigt sich nach vielen mittelmäßigen Filmen endlich wieder in schauspielerischer Bestform. Eigentlicher Star ist allerdings Lily Gladstone: Sie lässt einen den erlittenen Schmerz durch ihre Mimik regelrecht spüren.

Lily Gladstone & Marton Scorsese am Set von "Killers of the Flower Moon"
Lily Gladstone & Marton Scorsese am Set von „Killers of the Flower Moon“

Scorsese war es auch wichtig den Stamm der Osage und die Geschehnisse authentisch darzustellen, dafür stand er im Austausch mit Menschen aus der heutigen Osage Gemeinschaft und hat nach Gesprächen sogar Teile des Drehbuchs geändert. In Filmen werden die unbeschreiblichen Verbrechen der Amerikaner an der indigenen Bevölkerung oft verharmlost. Anders „Killer of the Flower Moon“, dieser Film macht traurig, wütend und betroffen. Er zeigt die Grausamkeit von Rassismus ungeschminkt. Dabei fordert das Werk Zuschauer*innen durch lange Dialoge, ein langsames Erzähltempo und eine Spielzeit von 208 Minuten zum ständigen Mitdenken auf.

„Killers of the Flower Moon“ wurde von Apple produziert und wird zeitnah auf dem hauseigenen Streamingdienst zu sehen sein. Dennoch sollte man den Film falls möglich noch im Kino sehen. Scorsese schafft sein wahrscheinlich bestes Werk seit Jahrzehnen und einen der wichtigsten Filme des Jahres.

Text: Kai Möller | Bilder: Apple