Jens Wawrczeck über „Hitch und Ich“

Jens Wawrczeck - Hitch und Ich (1)

Seit über 40 Jahren kennen Fans „Die drei ???“ die Stimme von Jens Wawrczeck, in der beliebten Hörbuchserie spricht er den Detektiv Peter Shaw. Mit „Hitch und Ich“ hat der 57-jährige dieses Jahr nun eine eigene Veranstaltung auf die Beine gestellt, durch die er seiner Leidenschaft für Hitchcock-Filme – oder vielmehr den Inspirationen des legendären Regisseurs – Respekt zollt. Bevor Jens Wawrczeck Mitte Oktober mit seiner hochspannenden Leserreihe im Audi Werk Neckarsulm vorbeischaut, stand er uns im Interview Rede und Antwort.


Aus unserer aktuellen Ausgabe:


Wie ist die Idee zur Lesereihe „Hitch und Ich“ entstanden?
Die Filme von Alfred Hitchcock haben mich schon immer fasziniert. Cary Grant, wie er in „Der unsichtbare Dritte“ von einem Flugzeug über ein Maisfeld gejagt wird oder Janet Leigh, wie sie in „Psycho“ unter die tödliche Dusche steigt: Solche Hitchcock-Szenen sind legendär. Ich war neugierig, was den Master Of Suspense selbst inspirierte und beim Eintauchen ins Hitch-Universum habe ich herausgefunden, daß viele seiner Filme auf literarischen Vorlagen basieren. Und diese Vorlagen zu finden, hör- und sichtbar zu machen, ist meine Mission.

Viele kennen Sie seit Jahrzehnten als Stimme von Peter Shaw aus „Die drei ???“. Inwiefern hilft Ihnen Ihre Hörspielerfahrung dabei, berühmten Stoff wie die Hitchcock-Vorlagen in einer szenischen Lesung neu zu inszenieren?

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Meine Erfahrung als Hörspielsprecher hilft mir natürlich sehr. Ich habe gelernt, mit meiner Stimme wie mit einem Instrument zu arbeiten und sie dementsprechend einzusetzen. Aber bei meinen „Hitch-und-Ich“-Abenden bin ich durchaus ganzkörperlich im Einsatz. Ich atme, ich spiele, ich bin der Text, wenn ich auf der Bühne stehe. Mit Haut und Haar. Und die großartigen Musiker, die mich begleiten, geben meinen Lesungen den atmosphärischen Feinschliff.

Die Romanvorlagen stammen ja alle von unterschiedlichen Autor*Innen und die Gemeinsamkeit – dass es zu jeder der Geschichten eine berühmte Hitchcock-Verfilmung gibt – spielt bei einer Lesung nur eine untergeordnete Rolle. Gibt es trotzdem etwas, dass beispielsweise die Originale „The Thirty-Nine Steps“, „D’entre les morts“ oder eben „Die Vögel“ verbindet?
Das Verbindende ist sicher, dass wir bei all diesen Geschichten in Grenzerfahrungen eintauchen. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die – oft unschuldig – in Verbrechen verstrickt werden oder plötzlich enormen Bedrohungen ausgesetzt sind. Das ist ebenso spannend wie berührend. Und mitunter auch, wie bei „Immer Ärger mit Harry“, sehr schwarzhumorig.

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Im Neckarsulmer Audi Werk lesen Sie am 15. Oktober aus Daphne du Mauriers „Die Vögel“. Was erwartet Besucher, die zwar den Hitchcock-Film, aber nicht die Vorlage kennen?
Die Originalgeschichte von Daphe du Maurier ist rauer. Sie spielt im herbstlichen Cornwall, nicht wie bei Hitch im sonnigen Kalifornien. Und ihre Protagonisten sind ein einfaches Farmerehepaar, da gibt es keine kühle Blondine und keinen smarten jungen Anwalt. Den Terror, den die Vögel verbreiten, spüren wir bei du Maurier bereits nach ein paar Zeilen. Und der Horror, der dadurch entsteht, nimmt nicht nur rasant zu, sondern überträgt sich, wie mir vom Publikum immer wieder bestätigt wird, sofort und unmittelbar. Hitchcock lässt sich Zeit, bevor sich der erste Vogel auf Tippi Hedren stürzt.

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Und eine weitere Besonderheit bei unserer Lesung ist sicherlich auch die musikalische Begleitung durch das Theremin. Ein faszinierendes und rätselhaftes Instrument, dem Jan Peter Pflug, der an diesem Abend mit mir auf der Bühne steht, schaurig-schöne Klänge entlockt.

[FD]


Fotos: Christian Hartmann

„Hitch und Ich“ im Audi Werk Neckarsulm (15.10.20): Mehr Infos