Talkbox: Hast du noch Vertrauen in unsere Sicherheitsbehörden?

Talkbox - Vertrauen Sicherheitsbehörden

Rechte Chatgruppen bei der Polizei, rechtsextreme Umtriebe in Teilen der Bundeswehr, dazu die stetige Weigerung nach einer unabhängigen Untersuchung: Die deutschen Sicherheitsbehörden sorgen in letzter Zeit immer häufiger negative Schlagzeilen. Erschüttern diese Entwicklungen nachhaltig das Vertrauen der Bürger? Wir haben vier Heilbronner*innen in unserer Talkbox nach ihrer Meinung zu den Sicherheitsbehörden gefragt.


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  2. Interview - Rassismus & Rechtsextremismus Polizei (1)

Joe (33), Köln

Talkbox - Vertrauen Sicherheitsbehörden (Joe)

„Ja, ich habe Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. Meine Kontakte mit der Polizei sind meist positiv und die Tatsache, dass ich mich im öffentlichen Raum angstfrei und sicher bewegen kann, bestätigt mich in diesem Gefühl. Sehr schwierig finde ich jedoch die Aussage von Politik und den Institutionen selbst, sich keiner externen Studie und Überprüfung zu unterziehen. In Deutschland wird so vieles gemessen, ausgewertet und verbessert – hier sollte das auch geschehen. Außerdem müssen in der Polizei Strukturen geschaffen werden, in denen das Melden von Fehlverhalten durch Bürger und Beamte ohne negative Konsequenzen für das Leben oder die Karriere möglich ist. Der Austausch zwischen von Polizeigewalt und Rassismus betroffenen Personen und Ordnungskräften muss auf Augenhöhe stattfinden, so kann ein echtes Verständnis entstehen und Vertrauen aufgebaut werden.“


Nenad (44), Heilbronn

Talkbox - Vertrauen Sicherheitsbehörden (Nenad)

„Ich habe Vertrauen in den Staat und obwohl mir persönlich die Polizei nie negativ aufgefallen ist, habe ich in meinem persönlichen Umfeld diverse Diskrepanzen aufgrund rassistischer Ressentiments schon mitbekommen. Jeder Ausländer hier in Baden-Württemberg und Bayern hat Angst vor der Polizei, denn in deren Kontrollen werden Schwarzköpfe quasi immer als erstes kontrolliert. Irgendwie ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem… fast 30 Prozent wählen AfD, welche nachweislich rassistisch ist und zu der Wählerschaft gehören sicher auch Polizisten. Ich denke aber auch, dass der Staat „Patrioten“ sucht, die dann latent rassistisch sind. Aber ich denke auch, dass obwohl derzeit die Fehler aufgedeckt werden, es schon immer so war hier in Deutschland.

Wir Kanaken sind ja quasi damit aufgewachsen und können das auch handlen… für uns ist es nichts Neues, nur dass es jetzt medial aufkocht dank der USA. Ich persönlich denke, dass man so etwas nie in Deutschland ändern kann, denn es hat zu viele Rassisten hier. Dennoch gibt es mehr Gute als Schlechte. Von daher bin ich nicht geschockt oder ähnliches, denn der Schwabe sagt: Es gibt soddene und soddene mehr soddene als soddene…“ (lacht)


Matze (48), Böckingen

Talkbox - Vertrauen Sicherheitsbehörden (Matze)

„Ja, grundsätzlich ohne Bedenken. In einem solch komplexen System gibt es immer wieder sehr ärgerliche „Einzelfälle“, welche in der medialen Wahrnehmung als strukturelles Verssagen erscheinen. Solange solche Fälle aber lückenlos aufgearbeitet werden, politisch und gesellschaftlich benannt werden, habe ich Vertrauen in unsere Behörden. Ich wollte in keinem anderen Land der Welt meine Kinder aufwachsen sehen. Unsere Gesellschaft muss sich den Herausforderungen annehmen und eine freie und weltoffene Grundeinstellung verteidigen. Der Staat ist nur die Summe unserer Gesellschaft – wir sind das Volk! Jeder einzelne ist gefragt, zuallererst in seinem sozialen Umfeld die Werte unserer freiheitlich demokratischen Verfassung zu bewahren. Die schwarzen Schafe hat es und wird es immer geben. Entscheidend ist alleinig, mit welcher Kraft und mit welchem Willen man diese entdeckt und dann rechtstaatlich verfolgt.“


Julie (38), Heilbronn

Talkbox - Vertrauen Sicherheitsbehörden (Julie)

„Ich finde, wenn man persönlich mit der Polizei zu tun hat – zum Beispiel beim Überfahren einer roten Ampel oder ähnliches – habe ich keine Angst. Man wird meist freundlich und mit Respekt behandelt. Aber auf Demonstrationen, zum Beispiel gegen Baumrodung oder gegen Corona oder gegen rechte Gewalt, da hat die Polizei einen anderen Auftrag. Das ist aber systembedingt: Wer gibt den Auftrag mit Wasserwerfern? Auch prügeln ist erlaubt, auf dem Boden liegende Menschen zu schlagen oder rechtsradikale Demonstrationen zu schützen. Das ist ein Regierungsproblem. Wie kann sich ein Polizist gegen seinem Auftraggeber wehren? Allerdings sollte in der Ausbildung der Polizei eines verankert werden: Das Grundgesetz gilt für alle! Die Würde des Menschen ist unantastbar!“


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