Realistisch, nicht rührend

Ronja von Rönne - Ende In Sicht (Rezension)

Ronja von Rönne: Ende in Sicht

Die 15-jährige Juli stürzt sich von einer Autobahnbrücke und fällt der 69-jährigen Hella vor die Stoßstange. Die beiden Frauen verbindet eines: die Absicht, zu sterben. Da Juli das nicht gelungen ist, wird sie Beifahrerin auf Hellas Fahrt zu deren letztem Termin in einer Schweizer Klinik. Dabei beginnen sie ungewollt, sich füreinander verantwortlich zu fühlen – nur verrät uns das Buch „Ende in Sicht“ der Autorin Ronja von Rönne nicht, wieso eigentlich.


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Keine von beiden zeigt besonders liebenswerte Charakterzüge oder eine (nachvollziehbar) aufkeimende Zuneigung zur anderen. Man sieht sie nur im unschmeichelhaftesten Licht: Als fehlbare, unglamouröse Menschen ohne greifbaren Humor oder viel Wärme. Nun könnte man sagen, das und die schnörkellos-treffenden Beschreibungen einer Depression seien genau die Pointe. Vielleicht lernen wir die Figuren so kennen, wie sie sich selber täglich sehen. Wir müssen uns damit abfinden, dass es nicht nur emotionale Turning-Point-Stories und elfengleiche Held*innen mit traurigen Augen gibt, das ist wahr und wichtig.

Es wäre allerdings schön für die Leserschaft, die ja doch bedient werden soll, zwischendurch wenigstens unangemessen laut zu lachen, ein Tränchen zu verdrücken, oder sich zu denken: „Ach so, deshalb“. Aber – wie die Autorin überzeugend klar macht – es passieren eben nicht nur schöne Dinge im Leben.

Ronja von Rönne ist eine deutsche Schriftstellerin, Moderatorin und Bloggerin. In verschiedenen Beiträgen thematisierte bereits ihre eigene depressive Erkrankung. „Ende in Sicht“ ist von Rönnes drittes Buch und erschien am 12.01.2022 im dtv Verlag.

Text: Dana Wedowski