Es gibt neue Musik für den Juni 2023! Westcoast-Rap von ICECOLDBISHOP, ein neuer Schwung Pop-Hymen aus der Feder von Ed Sheeran sowie knackiger House von Alle Farben wartet auf dich.
ALBUM DES MONATS
ICECOLDBISHOP – Generational Curse
„Wenn Leute über aggressive Musik sprechen, reden sie häufig über ihre Auswirkungen statt über ihre Ursache“, sagt ICECOLDBISHOP über das, was da so auf seinem Debütalbum passiert. „Aggressive Musik“ ist dabei noch untertrieben, denn die 13 Songs kreisen beinahe mantraartig um Gewalt, Drogen und Gangkultur. Selbst die lockere Hausparty wird jäh durch eine Schießerei aufgelöst – und Momente der Reflektion fehlen völlig. Das könnte man natürlich als stumpf und tausendmal dagewesen abtun. Doch in dem erzählerisch dichten Album steht das Trauma, das in South Central von Generation zu Generation weitergegeben wird, als Leitmotiv über all den drastischen Texten. „All my OG told me was some bullshit“, fast ICECOLDBISHOP auf “Bad Influences from my Uncle” zusammen. Musikalisch bewegt sich “Generational Curse” zwischen wummernden 808s und klassischen Funk-Samples – eine clevere Reminiszenz auf verschiedene Ären des Westcoast-Rap, die den Rapper aus Los Angeles geprägt haben. Und der mit seinem Erstlingswerk einen Meilenstein des Genres vorlegt.
Bewertung: ★★★★★
Alle Farben – It Burns
Frans Zimmer – besser bekannt als Alle Farben – hat seine Club-Hits der letzten Monate geschnappt und daraus ein nettes Paket treibender House-Tracks geschnürt. Schon der Titeltrack und Opener „It Burns“ gibt die Marschrichtung vor: Majestätische Fanfaren, dazu Four-to-the-floor-Drumlines mit pumpendem Duck-Effekt, fertig ist die Laube. Sein Rezept variiert der DJ aus Berlin-Kreuzberg auf den folgenden Tracks nur unwesentlich. Die ganze Sektion der Blechbläser schiebt hier ordentlich nach vorne, lediglich auf „Music Sounds Better With You“ wird der Vibe ein wenig entspannter. Mit einem Sample des gleichnamigen Startdust-Klassikers von 1998 liefert Alle Farben eine Abschlussnummer seiner EP, die ohne Zweifel ihren Weg in die ein oder andere Sommer-Playlist findet.
Bewertung: ★★★★☆
Ed Sheeran – Substract
Englands größter Fan mathematischer Operatoren meldet sich mit seinem neuen Album „-“ zurück. In den Monaten vor Release hatte Ed Sheeran noch rechtlichen Ärger. Er soll sich an einer Akkordfolge des Marvin-Gaye-Klassikers „Let’s Get It On“ bedient haben. Die gute Nachricht: Das war natürlich Quatsch, denn Allerwelts-Akkordfolgen kann niemand patentieren. Die schlechte Nachricht: Auf „Substract“ plagiiert sich Sheeran selbst ziemlich großzügig. Alles schon mal gehört und zwar deutlich besser. Die unwiderstehlichen Pop-Hits, die der Singer-Songwriter sonst wahlweise für sich oder für Kolleg*innen wie Rita Ora, Justin Bieber und Robbie Williams schreibt, fehlen dafür völlig. Auf Titeln wie „Sycamore“ blitzen diese genialen Momente zwar kurz auf. Insgesamt bleibt „Substract“ allerdings weit hiter Sheerans Möglichkeiten zurück.
Bewertung: ★★☆☆☆
Text: Florian Deckert
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