Hier kommt neue Musik für den Dezember 2024 – mit den aktuellen Alben von Freddie Gibbs, Linkin Park (in neuer Besetzung) sowie Shawn Mendes.
ALBUM DES MONATS
Freddie Gibbs – You Only Die 1ce
Drogendealer, Schürzenjäger, selbstbekennendes Arschloch, dabei ein scharfsinniger Beobachter zeitgenössischer Kultur: Freddie Gibbs ist ein Mann mit vielen, teilweise widersprüchlichen Talenten. Genau die machen seine Musik so interessant. Auf entspannten Soul-Samples sinniert er einerseits über schönen Ketten und seine „30 Girlfriends“, stellt aber andererseits seine eigene Oberflächlichkeit und Misogynie in Frage. Den Höhepunkt findet die Vorstellung auf dem letzten Track „On The Set“, wo Gangsta Gibbs viel zu jung von uns gegangener Kollegen aus dem Hip-Hop-Geschäft gedenkt. Und sich dabei wie Frage stellt, warum die Homies eigentlich lieber teure Ketten zu Ehren der Verstorbenen anfertigen, als deren Familien zu unterstützen. Der Songtitel spielt übrigens darauf an, dass Freddie Gibbs mittlerweile auch in der Schauspielerei Fuß fasst und den Text in einem ruhigen Moment am Set schrieb. Man entwickelt sich eben immer weiter.
Bewertung: ★★★★★
Linkin Park – From Zero
Nach dem Tod von Frontsänger Chester Bennington im Jahr 2017 war die Zukunft von Linkin Park lange Ungewiss. Nun meldet sich die Band mit einem neuen Album und neuer Besetzung zurück. Mit ihrer energiegeladenen Performance überzeugt Frontsängerin Emily Armstrong durch die Bank und harmoniert bestens mit dem alteingesessenen Mike Shinoda. Auch Colin Brittain, der Gründungsmitglied Rob Bourdon an den Drums ersetzt, fügt sich praktisch nahtlos in den Sound der Band ein. Der knüpft auf „From Zero“ eher an die neueren Werke der 2010er-Jahre an – auch wenn „Heavy Is The Crown“ wie eine Neuauflage des Klassikers „Faint“ klingt. Insgesamt schwankt das Werk etwas unentschlossen zwischen Stadion- und Alternative-Rock. Eingefleischte LP-Fans werden aber auch mit der neuen Besetzung ihre Freude an der Platte haben.
Bewertung: ★★★☆☆
Shawn Mendes – Shawn
Schwarzweiß-Cover, Akustikgitarren und der eigene Vorname als Albumtitel? Ganz klar, hier legt jemand sein „bisher persönlichstes Album“ vor. So weit, so vorhersehbar, und tatsächlich liefert Shawn Mendes genau das ab. Nun kann man dem 26-jährigen wahrlich nicht fehlendes Talent oder mangelndes Gespür für Songwriting unterstellen. Wenn auf „Isn’t That Enough“ aber auch noch die Lagerfeuer-Mundharmonika rausgeholt wird, klingt das trotzdem sehr gewollt. Möglicherweise haben Mendes die letzten paar Taylor-Swift-Alben ein bisschen zu gut gefallen. Auch die aktuellen Country-Einflüsse von Shaboozey oder Post Malone schimmern immer mal wieder durch. Relativ wenig Charakter steuert hingegen ausgerechnet einer bei: Shawn.
Bewertung: ★★☆☆☆
Text: Florian Deckert
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