„Die Laube ist so aufgestellt, dass sie mich überdauern wird“

Matthias Kern von der Gartenlaube Heilbronn (2025)

Laube-Chef Matthias Kern im Interview

Pandemie, Energie, Bürokratie: Was die Weltwirtschaft in Atem hält, schlägt sich letzten Endes auch bei kleinen Unternehmen nieder. Zum Beispiel bei Heilbronner Institutionen wie der altehrwürdigen Gartenlaube. Wir haben Betriebsleiter Matze Kern gefragt, ob mit einer neuen Bundesregierung jetzt die Hoffnung zurück ins gebeutelte Nachtleben kehrt.

Die Laube hat ja schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Stechen die letzten vier, fünf Jahre da als besonders herausfordernd heraus?
Die vergangenen Jahre, besonders mit Beginn der Pandemie, waren eine besondere Herausforderung. Doch auch abseits solcher außergewöhnlichen Ereignisse bringt der Alltag oft sowohl positive als auch anspruchsvolle Momente mit sich. Ich begegne dem gerne mit einer grundlegenden Fokussierung, indem ich mir selbst und anderen sage: „Das wird super!“ Denn gemeinsam mit unseren Gästen und unserem Team haben wir schon so manches gemeistert – Brände, drohenden Abriss wegen Straßenbau und vieles mehr. Diese Erfahrungen haben uns gezeigt, dass wir mit Zusammenhalt und Optimismus jede Herausforderung bewältigen können.

Was hat euch in den letzten Jahren als Unternehmen am meisten zu schaffen gemacht?
Wir befinden uns im Jahr 2025, mitten in Europa. In 38 Jahren wird die Föderation erstmals Kontakt mit dem Volk der Vulkanier aufnehmen. Betrachtet man uns aus externer Perspektive, lässt sich nur sagen: „Ui, da gibt es noch einiges zu tun, bevor wir auf Augenhöhe mit außerirdischen Zivilisationen interagieren können.“ Steigende Betriebskosten in sämtlichen Bereichen, eine ausufernde Bürokratie und zahlreiche Nachweispflichten – allseits bekannt und gefürchtet. Ihren Höhepunkt erreichte diese Regulierungslast während der COVID-Zeit, doch noch immer begleitet uns der dunkle Schatten von Romulus auf Schritt und Tritt in unserem täglichen Handeln.

Gab es auch mal Momente, in denen du dachtest: Jetzt wird’s wirklich eng für die Laube?
Nein, denn wir sind hier im Schwabenland, wo das Motto gilt: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Wir haben großartige Gäste und Freunde sowie ein Team, das mit voller Leidenschaft für den Schuppen auf der Viehweide lebt. Wenn unsere „Laube“ hustet, bedeutet das für andere bereits eine offene Lungentuberkulose – so etwas bekommt man nicht geschenkt. Das sind die Früchte von Jahrzehnten harter und beständiger Arbeit, die wir gemeinsam leisten.

Mal Hand aufs Herz: War die Ampel-Politik schuld an den schwierigen Zeiten, wie es aus der Wirtschaft häufig hieß? Und wird jetzt alles besser?
Die Ampelkoalition hat als demokratisches Konstrukt sicherlich keine Glanzleistung erbracht. Doch bei all der Kritik fehlt mir eine echte Alternative – eine, die im Rahmen unserer Verfassung sozial und gerecht handelt, finanzielle Verantwortung trägt, die Menschenrechte wahrt und es ermöglicht, in friedlicher Koexistenz mit all jenen zu leben, die nicht bevorzugt Spätzle essen. Eine Regierung, die das Klima für kommende Generationen schützt und zugleich technologische Quantensprünge anstrebt. Kurz gesagt: Eine Vision, wohin die Reise gehen soll. Die Realität ist eben doch komplexer, als es so manche Plattitüde suggeriert. Oh und kurze Antwort: Nein, es wird noch schlechter!

Wie blickst du jetzt in die Zukunft? Worauf hoffst du als Unternehmer?
Ich hoffe, dass Nachtlocations zunehmend als wichtiger Standortfaktor und Bestandteil der städtischen Identität anerkannt werden. Und dass Gesetze und Verordnungen nicht nur schützen und bewahren, sondern eben nicht verhindern und einschränken. Aber gut – man wird ja wohl noch träumen dürfen. Was die Zukunft betrifft, halte ich es gerne mit Perikles aus dem antiken Athen: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf sie vorbereitet zu sein.“ Die Laube ist so aufgestellt, dass sie mich überdauern wird. Meine Sorge gilt vielmehr der Gesellschaft – ob es noch die Menschen sein werden, mit denen ich die Zukunft gemeinsam gestalten möchte.

Interview: Florian Deckert

Gartenlaube Heilbronn

Viehweide 13
74080 Heilbronn

www.gartenlaube.com


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