„Das dicke Ende steht uns noch bevor“

Interview: Michael Ed Brähne (Club Mobilat) - Energiekosten 2022

Michael „Ed“ Brähne vom Mobilat über steigende Preise für den Clubbetrieb

Ein Club braucht Energie. Und damit ist nicht nur im übertragenden Sinne die feierwütige Crowd gemeint, sondern ganz konkret Strom und Wärme. Die Locations in Heilbronn machen sich deshalb auf stark steigende Betriebskosten gefasst – auch wenn sie die tatsächlichen Ausmaße bislang nur erahnen können. Wir haben mit Mobi-Inhaber Michael Brähne darüber gesprochen, wie er auf die kommenden Monate blickt.


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Machen sich die erhöhten Energiekosten bei euch aktuell schon bemerkbar?
Nicht direkt, weil wir den neuen Abschlag noch nicht bekommen haben. Die Stadtwerke sind da zurzeit etwas langsam, weil die natürlich mit der Situation gerade alle Hände voll zu tun haben. Deshalb steht uns das dicke Ende da noch bevor, wenn die Abrechnung im Frühjahr 2023 kommt.

Und könnt ihr schon abschätzen, was da auf euch zukommt?
Gar nicht. Wir haben ja nach dem Umbau erst seit einem halben Jahr wieder auf, da sind Sachen wir unsere neue Klimaanlage und die Lüftung in der Location neu dazugekommen. Aber was dann am Ende auf der Rechnung steht, ist für uns völlig offen.

Als Außenstehender hat man das ja in der Regel nicht so im Blick. Wofür genau braucht ein Club eigentlich alles Energie?
Die Leute wollen beim Feiern ein kaltes Bier trinken, deshalb erst mal die Kühlhäuser und Kühlschränke für Getränke. Dann natürlich die ganzen Anlagen für den Sound und das Licht, das gehört ja sowieso mit dazu.

Und die Beleuchtung frisst wahrscheinlich auch mehr Strom als meine normale Lampe im Wohnzimmer.
Klar, das sind richtige Energiefresser. Die flackern, ändern die Farbe, sind viel stärker und brauchen dementsprechend mehr Watt als so eine Lampe für den Hausgebrauch. Und was speziell bei uns eben noch dazukommt ist die schon erwähnte Klimaanlage.

Für Privathaushalte gibt es allerhand Tipps, um Energie einzusparen. Kann man so etwas auch in einem Club umsetzen?
Nicht wirklich, das sind eigentlich alles elementare Betriebskosten. Kühlen und heizen musst du nun mal und du kannst den Leuten auch nicht einfach sagen, dass sie ab jetzt nur noch kellerkaltes Bier kriegen. Wir haben da auch Input von der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, Anm. d. Red.) bekommen, aber nicht alles ist einfach so umsetzbar. Wir haben unsere Beleuchtung zum Beispiel bereits auf energiesparende LEDs umgestellt. Und direkt zwei neue Kühlhäuser anzuschaffen, die weniger verbrauchen, ist eine Investition, die du als Club nicht einfach spontan stemmen kannst.

Ist da irgendeine Form von finanzieller Unterstützung in Aussicht, ähnlich wie während der Pandemie?
Jein. Sowohl die DEHOGA als auch der Clubverband sind da aktuell in Gesprächen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Wir hoffen von daher auf Wirtschaftshilfen, aber konkret steht jetzt noch nichts fest. Und wo du die Pandemie ansprichst: Da kann es uns als Kulturbetrieb im Herbst und Winter eventuell doppelt hart treffen, wenn eine neue Coronawelle anrollt.

Ist das ein Zusammenspiel, das euren Betrieb gefährden könnte?
Schwer zu sagen. Bei Corona war es schon so, dass die Leute, die sobald es möglich war wieder gekommen sind, richtig gefeiert haben. Deshalb denke ich, dass unsere Besucher*innen im Herbst und Winter nicht unbedingt ein Bier weniger trinken.

Müsst ihr die gestiegenen Kosten jetzt schon an die Leute weitergeben, die zu euch kommen?
Es gibt bereits Clubs in Heilbronn, die ihre Getränkepreise erhöht haben. Das ist bei uns noch nicht der Fall und das belassen wir wahrscheinlich zumindest dieses Jahr auch noch so. Unsere Eintrittspreise mussten wir allerdings schon erhöhen. Wir haben ja keine festen Preise, die variieren je nach Veranstaltung. Aber den Mindestbetrag mussten wir anpassen und das ist auf jeden Fall eine Reaktion auf die allgemein gestiegenen Kosten. So bilden wir eine kleine Rücklage für das, was uns Anfang 2023 bevorsteht.

Interview: Florian Deckert | Foto: Sarah Millan / Phonk. Magazin


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