Der zweite Standort für das Kreativzentrum Heilbronn ist eröffnet
Künstler*innen und kreative Köpfe haben es immer schwerer Orte zu finden, wo sie sich bezahlbar frei entfalten und vor allem 24 Stunden, 365 Tage im Jahr anwesend und auch mal laut sein können. Es fehlt an Proberäumen und Ateliers in unserer Heimatstadt. Gerade Anfragen von Musiker*innen schrecken viele Vermieter*innen ab, die Probleme wittern. Dagegen setzt Philipp Kionka mit dem Projekt „Kreativzentrum Heilbronn“ ein positives Zeichen und setzt sich erfolgreich als verantwortlicher Hauptmieter bei Hausbesitzern ein.
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Frisch ans Werk
Vor 13 Jahren mit 15 Räumen von Philipp in der Salzstraße 27 im Industriegebiet ins Leben gerufen um Freiräume zu schaffen, Subkultur und Kleinveranstaltungen und Projekte zu unterstützen, geht er nun mit einem weiteren Gebäude in die zweite Runde. Am neuen Standort in Sontheim sind weitere 15 Räume entstanden, die seit November 2022 vermietet werden. Nach kleineren Sanierungsarbeiten, wie dem Anbringen von Schallschutzvorhängen, dem Ziehen von Wänden und Schließen von Zwischentüren sowie dem künstlerischen Gestalten der Flure, begrüßt uns die ehemalige Bürofläche in einem inspirierenden Stil. Ein großes Dankeschön schickt Philipp Kionka schon zu Beginn unseres Gespräches an das Kulturamt Heilbronn, das für die Gestaltung der Flure den dort arbeitenden Künstlern Calvin Bynum, Simon Zühl und David Szutenbach mit Fördergeldern unter die Arme gegriffen hat.
Richtig was fürs Auge
Im linken Flur des Kreativzentrums haben sich die von Philipp engagierten Künstler mit der Unterstützung von Chris Bay von Folienheld für eine Gestaltung entschieden, die den Raum zu krümmen scheint. So entsteht ein verschobenes Raum-Zeit-Gefühl durch schwarze folierte Linien. Geht man ein Stück weiter den Flur entlang, wird man von einer 15m langen, warmweiß leuchtenden Wolkendecke angestrahlt, die hier das Deckenlicht ersetzt. Verstecke Mikrofone in den Wolken sorgen dafür, dass sich bei Geräuschen zusätzlich kleine Lichtblitze durch die Wolkendecke bewegen. Betritt man den rechten Flur, bleibt man scheinbar nicht unbeobachtet. Die Wände, Lichtschächte und Decken sind mit großen und kleinen Überwachungskamera-Dummys und Überwachungsspiegeln gespickt. Die starren statisch von den Wänden, rotten sich rot blinkend wie Mikroorganismen in Ecken zusammen. Oder bewegen sich sogar dem Besucher nach.
Tür an Tür mit verschiedenen Kreativköpfen
Schon in den ersten Wochen gab es hier eine Anfrage von dem Videoproduzentenpaar Mr. und Mrs. Clip, die mit einer Tänzerin vor der Kulisse für ein Videoprojekt drehten. In den 15 neuen Räumen finden sich wie auch im ersten Kreativzentrum neben Tonstudios für Rap und Popmusik diverse Musikproduzenten aller Stilrichtungen, DJs, Bandproberäume, Künstlerateliers und Mix- und Masteringstudios für Musik finden. Wir sind begeistert zu sehen, wie viele kreative Menschen sich in Heilbronn daran versuchen, ihr Umfeld zu inspirieren.
Mehr Raum für die Kreativszene
Warum eigentlich ein zweiter Standort für das Kreativzentrum in Heilbronn? Philipp erzählt: „Ich suche seit Jahren und auch jetzt noch nach weiteren Räumen, da mich immer wieder Anfragen von Kreativen erreichen. Mir macht es große Freude, mit bezahlbaren Mieten und Netzwerken die wachsende Musik- und Kreativszene in Heilbronn zu fördern.“ Guter Vorsatz, finden wir. Kurz bevor wir wieder gegangen sind, war ich noch auf der Toilette. Klingt normal. Nicht im Kreativzentrum! Als ich nach oben schaue, blicke ich statt an die schnöde Decke in einen Wolkenhimmel. Den hat ein Graffitikünstler in vier bis fünf Metern Höhe aufgesprüht. Hier gibt es einfach in jeder Ecke etwas zu entdecken.
Wir sind begeistert, hatten eine inspirierende Zeit im Kreativzentrum Heilbronn und drücken Philipp alle Daumen für seinen neuen Standort. Du bist selbst Musiker*in, Fotograf*in oder bildende/r Künstler*in und sucht nach Räumlichkeiten? Dann melde dich bei Philipp Kionka über die Instagram-Seite oder die Website des Kreativzentrum Heilbronn.
Text: Madeleine Hamberger | Fotos: Memo Filiz
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