Wann sind wir endlich in Utopia?

Kolumne von Cansu Çak: Utopia

Über das Gestalten einer gerechteren Welt

In dem Moment, in dem wir am Morgen unsere Augen öffnen haben wir die Chance, es besser zu machen. Wir streben danach, unser Leben auf die Art und Weise zu gestalten, wie wir es gerne möchten. Manche Vorstellungen hierbei sind in Bezug auf unseren aktuellen Lebensstil utopisch.


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Widersprüchliche Widerworte

Wir gehen auf die Straße für ein stabiles Klima, verbrauchen jedoch Strom und produzieren Abgase, als wäre es für dieses Ziel notwendig. Wir protestieren gegen Tierleid, tragen jedoch Leder und verzehren Tiere aus der Massentierhaltung, obwohl wir alle nur von Biofleisch sprechen. Wir können das Bild von hungernden Kindern kaum ertragen, produzieren jedoch Lebensmittel, um sie wegzuwerfen.

Wir sind gegen jegliche Art von Diskriminierung, bekommen es ohne Quoten jedoch nicht hin, auch andere zu berücksichtigen, obwohl wir überall Vielfalt propagieren. Wir sind gegen Gewalt, unsere Gesetze jedoch schützen Betroffene zu wenig. Wir fürchten alle den Krieg, unsere Gelder jedoch finanzieren die Waffen, womit diese geführt werden. Jeder einzelne kann nichts verändern, also verurteilen wir jeden, der einen Fehler macht. Vor allem verurteilen wir diejenigen, die uns auf diese Fehler aufmerksam machen. Als wären wir Menschen nicht fortschrittlicher, wenn wir zusammenhalten würden.

Der Weg nach Utopia: Anspruch und Wirklichkeit

Jetzt stelle ich mir eine Welt vor, in der niemand an Hunger leidet. Eine Welt, in der es keine Gewalt gibt, keine Diskriminierung. Eine Welt, in der alle Menschen an einem gemeinsamen Weiterkommen arbeiten. Eine Welt, in der alle Bedürfnisse soweit abgedeckt sind, dass jeder nach seiner Selbstverwirklichung strebt und diese sogar erreicht. Gibt es Selbstverwirklichungen, die Ungerechtigkeit fordern – wie würden wir damit umgehen? Würde solch ein Szenario Gewalt, Krieg, Diskriminierung und Leid zu Folge haben? Und ich lande wieder in der Realität.

Ich muss mir eingestehen, dass ich keinen Einfluss auf Milliarden von Menschen habe. Ich habe aber Einfluss auf mindestens einen Menschen und das bin ich selbst. Also öffne ich am Morgen meine Augen und kämpfe mit mir selbst gegen internalisiertes Verhalten, womit ich Schaden anrichte. Ich bin noch nicht so gut darin, bekomme aber in jedem weiteren Moment die Chance es besser zu machen.

Text: Cansu Çak | Illustration: James Dunstan

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