Bundestagswahl 2021: Josip Juratovic (SPD)

Bundestagswahl 2021 Heilbronn - Josip Juratovic (SPD)

Für die SPD tritt Josip Juratovic wieder zur Bundestagswahl 2021 in Heilbronn an. Bereits seit 2005 vertritt der ehemalige Fließbandarbeiter seinen Wahlkreis in Berlin.

Foto: © Maximilian König


Die weiteren Kandidat*innen im Interview:

  1. Bundestagswahl 2021 Heilbronn - Alexander Throm (CDU)
  2. Bundestagswahl 2021 Heilbronn - Michael Link (FDP)
  3. Bundestagswahl 2021 Heilbronn - Isabell Steidel (Die Grünen)
  4. Bundestagswahl 2021 Heilbronn - Konrad Wanner (Die Linke)

Josip Juratovic – ZU DEN POSITIONEN:

Welche eigenen Impulse aus Heilbronn möchten Sie in der kommenden Legislaturperiode in den Bundestag einbringen?
Als Industriestandort ist unsere Region besonders vom technologischen Wandel betroffen. Als ehemaliger Fließbandarbeiter und Betriebsrat ist es mir besonders wichtig, dass wir die Beschäftigten unterstützen. Wir müssen massiv in Weiterbildung investieren und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unterstützen.

Welche entscheidende Veränderung gibt es nach der Bundestagswahl 2021 nur mit Ihrer Partei?
Wir wollen, dass Kinderarmut in Deutschland der Vergangenheit angehört. Jedes fünfte Kind bei uns ist von Armut bedroht. Das ist ein nicht hinnehmbarer Zustand. Denn alle Kinder verdienen die gleichen Chancen im Leben. Deshalb setze ich mich gemeinsam mit der SPD für eine Kindergrundsicherung ein. Das bedeutet: Mehr finanzielle Unterstützung für Familien mit geringem Einkommen, gute und kostenlose Kitas und zusätzlich ein Teilhabebudget von 30€ im Monat für den Sportverein, die Musikschule oder das Schwimmbad.

Gibt es ein bestimmtes Projekt, das Sie als Bundestagsabgeordneter für die Region Heilbronn vorantreiben möchten?
Ich kämpfe schon lange dafür, dass Heilbronn endlich einen ICE-Anschluss bekommt und an den Fernverkehr angeschlossen wird. Nur so kann Klimaneutralität und die Mobilitätswende in unserer Region gelingen. Diese Maßnahme ist schon lange überfällig.

Welches Wahlversprechen einer anderen Partei bereitet Ihnen am meisten Sorgen?
Bildung, erneuerbare Energien, Digitalisierung – dafür muss der Staat Geld ausgeben. Wer behauptet, wir könnten direkt nach einer globalen Wirtschaftskrise und vor zukunftsweisenden Herausforderungen Steuern für Gutverdiener*innen senken, macht den Leuten etwas vor. Das ist steuerpolitischer Populismus.

Gibt es ein bestehendes Gesetz, dass Ihrer Meinung nach in der kommenden Legislaturperiode unbedingt korrigiert, geändert oder abgeschafft werden muss?
Mit dem Lieferkettengesetz haben wir einen ersten wichtigen Schritt gemacht. Wir verpflichteten Unternehmen dazu, darauf zu achten, dass Menschenrechte und soziale Mindeststandards auch bei ihren Lieferant*innen eingehalten werden. Jetzt muss es aber nachgeschärft werden. Umweltstandards müssen beim Lieferkettengesetz ebenfalls eine Rolle spielen. Das war mit der CDU nicht zu machen. Ich bin davon überzeugt, unsere Verantwortung endet nicht an deutschen Werkstoren.

An welchen konkreten Veränderungen werden die Heilbronner*innen Ihre Arbeit im Bundestag im Jahr 2025 bemerken?
2025 haben wir es geschafft, eine stabile und generationengerechte Rente zu gestalten, von der man gut leben kann. Wir werden die Kinderarmut stark eingedämmt haben. Außerdem werden wir einen attraktiven Nachverkehr schaffen, der die Menschen in der Region und darüber hinaus vernetzt. Die Region bleibt wirtschaftlich stark und es gibt viele gute Arbeitsplätze in und um Heilbronn.

Josip Juratovic – ZUR PERSON:

Was war für Sie der Hauptantrieb, in die Politik zu gehen?
Ich habe den Zerfall Jugoslawiens miterlebt. Daher weiß ich, dass Nationalismus uns nie weiterbringt, sondern immer rückwärtsgewandt ist. Populismus ist gefährlich und treibt die Menschen auseinander. Deshalb bin ich überzeugter Demokrat. Die Demokratie lebt allerdings vom Einsatz der Bürger*innen. Deshalb war es für mich klar, dass ich mich vor Ort politisch engagiere.

Auf welchen Erfolg in Ihrer bisherigen politischen Laufbahn sind Sie besonders stolz?
Als Arbeiter in den Bundestag zu kommen ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein harter Weg. Als einziger Fließbandarbeiter im Deutschen Bundestag bin ich stolz darauf, der arbeitenden Bevölkerung eine Stimme geben zu dürfen.

Welche politische Überzeugung aus Ihrer Anfangszeit mussten Sie inzwischen überdenken?
Dass ich politische Ziele immer zu 100% erreichen kann. Denn unsere Demokratie lebt vom Kompromiss – im Kleinen wie im Großen. Wenn Verbände und Bewegungen Ziele als nicht verhandelbar setzen, bleibt kein Spielraum mehr für Kompromisse. Auch ich musste lernen, dass wir in einer vielfältigen Gesellschaft zwar für unsere Überzeugungen kämpfen müssen, aber immer kompromissbereit bleiben müssen – auch wenn es manchmal weh tut. Denn nur so sichern wir gesellschaftlichen Zusammenhalt und somit auch den Frieden.

Gibt es eine politische Phrase aus dem aktuellen Wahlkampf, die Sie nicht mehr hören können?
Die immer gleichen Töne der FDP, dass es der Markt schon richten wird. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es mehr staatliche Vorsorge und Anstrengung braucht. Sei es beim Wohnen, der Bildung, dem Nahverkehr, der Gesundheitsversorgung und vielem mehr.

Was darf auf Ihrem Schreibtisch im Bundestagsabgeordnetenbüro auf keinen Fall fehlen?
Eine gute Tasse Heilbronner Hagen-Kaffee und die Tageszeitung.


Website des Kandidaten