Dicke Rauchschwaden, süße Düfte in der Luft und eventuell noch ein Süper-Lig-Spiel auf dem Monitor. So oder so ähnlich stellen sich wahrscheinlich viele Leute den Alltag in einer Shishabar vor, die nicht zu den Stammkunden gehören. Allerdings geht die Shishakultur viel tiefer: Die Ursprünge im orientalischen Raum haben sich hierzulande mit den Eigenheiten verschiedenster Kulturen vermischt. So auch im Heilbronner Broadway, wo nicht nur exzellente Pfeifen und ein hochwertiges Gastroerlebnis, sondern auch die Diskussion über aktuelle gesellschaftliche Ereignisse ganz selbstverständlich mit dazu gehören.
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Betim und Aleksander vom Broadway im Interview
Was macht für euch die Shishakultur aus? Gibt es da zum Beispiel etwas, was eure Gäste verbindet – abgesehen von der Vorliebe für eine gute Pfeife?
Betim: Also die Shishakultur selber ist eine eher orientalische Überlieferung. Shisha rauchen, sich mit Freunden in einer Bar treffen und den Tag oder das Wochenende Revue passieren zu lassen gehen mittlerweile Hand in Hand. Wir definieren unsere Kunden nicht einfach als typische Shisharaucher. Die große Gemeinsamkeit, die die Leute haben, ist die Geselligkeit und die Freude am Zusammensein.
Mit dem rassistisch motivierten Terroranschlag von Hanau im Februar 2020 sind Shishabars durch einen traurigen Anlass ins Auge von Menschen geraten, die sonst wahrscheinlich keinen Bezug dazu haben. Wie haben euer Team und ihr die Zeit danach erlebt?
Aleksander: Es war für uns, wie für jeden, ein Schock davon mitzubekommen. Sowohl die Tat als auch das Motiv waren und sind immer noch unvorstellbar. Das Thema wurde bei uns diskutiert. Allerdings haben wir dabei kein besonderes Augenmerk auf die Tatsache gerichtet, dass es eine Shishabar war. Ein Anschlag diesen Ausmaßes geschieht leider zu oft an den unterschiedlichsten Orten. Wir trauern und erinnern uns natürlich bis heute an den Tag, an dem es passiert ist. Jedoch muss man sagen, dass unsere positiven Gedanken und der Umgang mit der Situation so einem „Statement“ des Täters entgegenwirken sollten.
Wie haben eure Gäste das wahrgenommen? Wird über so etwas dann auch bei euch diskutiert?
Betim: Die Reaktion der Gäste hat sich zu unserem Erstaunen in Grenzen gehalten. Es gab eine kurze Zeit, in der das Thema in aller Munde war. Jedoch verging dies sehr schnell.
Die Shishabar als Rückzugsort?
Die Shishabar gilt ja auch als eine Art Rückzugsort für Leute, die in „normalen“ Clubs schon an der Tür abgewiesen werden – oft allein aus dem Grund, weil sie einen erkennbaren Migrationshintergrund haben. Wie seht ihr die Rolle von Shishabars allgemein und speziell dem Broadway als eine Art „Safe Space“ für diese Menschen?
Aleksander: Oftmals sehen wir es bei uns genau als Gegenteil. Wir haben Gäste verschiedenster Nationalitäten. Ob es ein Geburtstag ist, das Vortrinken vor dem Club oder einfach nur ein gemeinsamer Abend bei uns. Die Leute kommen aus verschiedensten Gründen zu uns und anderen Shishabars. Zudem haben wir selber Wochenend-Türsteher, die darauf achten, dass stark alkoholisierte, mehr auffällige oder sogar unpassend gekleidete Leute nicht in die Bar kommen. So etwas hilft dabei, die Atmosphäre im Laden angenehm zu gestalten und Probleme zu vermeiden und ist in keinem Fall von der Nationalität abhängig.
Gibt es bestimmte Vorurteile, die euch entgegenkommen, wenn jemand hört, dass ihr eine Shishabar betreibt – oder gegenüber Leuten, die regelmäßig in Shishabars gehen?
Betim: Leider ist die Shishabar-Szene mit vielen Vorurteilen behaftet. Allerdings versuchen wir gegen diese Vorurteile vorzugehen, indem wir den Leuten das Gegenteil beweisen. Auch die Tatsache, dass Leute nicht einfach eine Shishabar betreten, um sich vom Gegenteil zu überzeugen trägt dazu bei, dass sich die Vorurteile halten. Zum Beispiel wird weitestgehend behauptet, dass Shishabars immer nur von Leuten mit Migrationshintergrund besucht werden. Wie in der vorherigen Frage angedeutet ist das aber nicht der Fall. Das Publikum teilt sich zu einem großen Teil in deutsche Mitbürger verschiedener Altersstufen und unterschiedlichster Berufsgruppen. Ob Schüler, Auszubildende oder Angestellte und Geschäftsführer anderer Läden. Dass es viele Kunden mit Migrationshintergrund gibt, ist natürlich auch richtig, wird im Allgemeinen aber zu überspitzt dargestellt.
Aleksander: Ein weiteres Vorurteil ist auch das mangelnde gastronomische Knowhow. Auch hier versuchen wir entgegenzuwirken. Unsere Karte ist sehr breit gefächert. Sowohl die Auswahl von Cocktails als auch nicht-alkoholische Getränke. Zudem ist unser Personal sehr gut im Umgang mit Kunden und dem Wissen zu unserer Auswahl geschult. Wir versuchen genauso wie jeder Gastronom, unsere Gäste auf jede Weise zufriedenstellen und kompetent zu beraten.
[FD]
Broadway Cocktail- & Shishabar
Allee 40
74072 Heilbronn