Antifaschismus in einer weit, weit entfernten Galaxis

Andor (2025): Artwork

Warum „Andor“ die vielleicht beste Serie des Jahres ist

In den über zehn Jahren seit der Übernahme von Lucasfilm durch Disney wurden viele Star-Wars-Veröffentlichungen kontrovers diskutiert. Während der letzte Hauptfilm, Episode IX, für viele den Tiefpunkt der Star-Wars-Geschichte markierte, wurde „Rogue One“ von Publikum und Kritik deutlich positiver aufgenommen. „Andor“ erzählt die Vorgeschichte des Films in Serienform und zeigt eindrucksvoll, wie brillant Star Wars auch heute sein kann.

„Andor“ spielt vor der Originaltrilogie und entwirft das Bild eines totalitären, faschistischen Imperiums, das zur Unterdrückung Andersdenkender immer radikalere Maßnahmen ergreift. Im Mittelpunkt steht Cassian Andor (Diego Luna), der zunächst widerwillig, dann aber zunehmend tiefer in die Strukturen der Rebellion hineingezogen wird. Die Serie beleuchtet den Widerstand dabei aus unterschiedlichen Perspektiven. Anstelle eines klassischen Schwarz-Weiß-Konflikts wird auch die zunehmende Radikalisierung der Rebellion thematisiert, die als Reaktion auf die Grausamkeit des Imperiums immer kompromissloser agiert. Dabei beleuchtet die Serie nicht nur die politischen Hintergründe, sondern auch die inneren Mechanismen und Figuren des Imperiums selbst.

So ist „Andor“ mehr als nur eine Star-Wars-Serie. Sie ist eine eindringliche Darstellung von Unterdrückung, Widerstand und totalitärer Herrschaft. Die Serie schreckt nicht vor unangenehmen Szenen zurück, besitzt eine für die Franchise ungewohnte Härte und verzichtet auf humorvolle Elemente, wie sie in anderen Formaten der Reihe üblich sind. Genau das macht sie so außergewöhnlich. Selbst für Zuschauer*innen ohne große Berührungspunkte mit dem Star-Wars-Universum bietet „Andor“ eine in sich stimmige, herausragende Erzählung. Beim genaueren Hinsehen lassen sich zahlreiche Parallelen zu historischen faschistischen Systemen erkennen, aber auch zu gegenwärtigen politischen Entwicklungen, etwa in den USA.

Die Handlung entfaltet sich über zwei Staffeln hinweg wie ein komplexer Politthriller und steuert konsequent auf ein dramatisches Finale zu. Nach dem Ende der zweiten Staffel stellt sich unweigerlich die Frage, ob Star Wars jemals wieder dieses Niveau erreicht.

„Andor“ ist nicht nur die beste Star-Wars-Veröffentlichung seit der Disney-Übernahme, sondern schlichtweg auch eine der besten Serien des Jahres. Sie zeigt, wie wichtig es ist, sich gegen totalitäre Systeme zu stellen, bleibt dabei aber spannende, fesselnde Unterhaltung. Die gesamte Serie mit beiden Staffeln ist auf Disney Plus verfügbar.

Text: Kai Möller | Bilder: Disney


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