Endspurt im Jahr, neue Musik für den Dezember 2023. Diesen Monat haben wir uns ziemlich interessante Alben von Mon Laferte, Andre 3000 und Marshmello angehört.
ALBUM DES MONATS
Mon Laferte – Autopoiética
1972 prägte der chilenische Neurobiologe Humberto Maturana den Begriff „Autopoesie“ für den Prozess der Selbsterschaffung eines Systems. Diesen Gedanken nutzt seine Landsfrau Mon Laferte, um sich mit „Autopoiética“ neu zu erfinden. Als erfolgreichste chilenische Künstlerin des 21. Jahrhunderts durchaus eine Ansage. Die zum Glück mehr als eine reine Promo-Floskel ist. Traditionelle Klänge wie Música cebolla oder Bolero treffen hier auf harte House-Rhythmen, Sample-Drums oder LoFi-Pop-Anleihen. Diesen Genre-Clash hält Mon Laferte durch ihre vielseitige Stimme zusammen, die zwischen sinnlichem Crooning, Sprechgesangs-Parts und kraftvollen Refrains changiert. Der Albumtitel ist also definitiv Programm. Und bei dieser Autopoesie zuzuhören wird zum echten Erlebnis.
Bewertung: ★★★★★
André 3000 – New Blue Sun
Da kündigt André 3000 sein erstes neues Album nach 17 Jahren an, nicht nur OutKast-Fans sind natürlich völlig aus dem Häuschen. Für leichte Irritation sorgte dann die Fußnote, dass der Mann, der gerne mal zu den fünf besten Rappern aller Zeiten gezählt wird, auf „New Blue Sun“ ausschließlich Flöte spielt. Verziehen sie es dem ATLien, immerhin entschuldigt er sich wortwörtlich mit dem ersten der acht obskuren Songtitel. Der lautet, tief Luft holen: „I Swear, I Really Wanted to Make a ‚Rap‘ Album but This Is Literally the Way the Wind Blew Me This Time”. In versöhnlicher Flötenlaune stellt man also fest: Was auch immer das ist, interessant klingt es. Für anderthalb Stunden sitzt man zwischen André und Kollegen, die einen auf eine Art New-Age-Free-Jazz-Session mitnehmen. Hört sich prätentiöser an, als die Musik eigentlich ist. Denn vor allem zeigt „New Blue Sun“, dass der Rapper im Ruhestand als experimenteller Flötist genau da ist, wo er gerade sein will.
Bewertung: ★★★★☆
Marshmello – Sugar Papi
Wenn eingefleischte Cristiano-Ronaldo-Fans passende Hintergrundmusik für ihr YouTube-Video mit dem Titel „CR7 – Insane Skills & Goals 2024“ suchen: Hier werden sie fündig. Marshmello liefert genau die beliebige Verwurstung musikalischer Trends, die höchstens als stummschaltbares Beiwerk funktionieren. Ein bisschen Latin Trap, ein bisschen Großraumdisco-EDM, fertig ist die Laube. Dabei beginnt „Sugar Papi“ mit „Tempo“ und Young Miko an den Vocals durchaus vielversprechend. Allerdings ist der Sprit schnell verfeuert und das Album parkt unter „Nicht weiter erwähnenswert“ am Seitenstreifen.
Bewertung: ★★☆☆☆
Text: Florian Deckert
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