So funktioniert die Coding School 42
In unserer digitalisierten Welt gehören Programmierkenntnisse zu den absoluten Top-Skills. Um möglichst viele Menschen für den Arbeitsmarkt der Gegenwart und einer spannenden Zukunft fit zu machen, setzt die Coding School 42 auf innovative Lehrmethoden. Seit Juni 2021 ist die kostenfreie Programmierschule auch in Heilbronn vertreten. Wir haben mit Nadia Aleksan, Marketing Projektmanagerin bei 42 Heilbronn gesprochen, um mehr über das Konzept zu erfahren.
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Die Antwort auf alle Fragen
„42“, das ist im Sci-Fi-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“ die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, dem Universum und dem ganzen Rest. Schon als man sich über Coding noch in Newsgroups austauschte, avancierte dieser Insider zum Running-Gag der IT-Community. Ein paar digitale Revolutionen später machte der französische Unternehmer Xavier Niel „42“ zum Namen seiner Coding School. Als progressive Antwort auf das von Niel als ineffektiv empfunden Bildungssystem ersonnen öffnete der erste Pariser Standort im März 2013 seine Tore. Mittlerweile gibt es mehr als 30 Standorte auf fünf Kontinenten, seit 2021 auch in Wolfsburg und Heilbronn nahe des Bildungscampus. Alle Niederlassungen bauen dabei auf der Philosophie von Niel auf.
Voraussetzungen für ein Studium an der Coding School 42 Heilbronn
Für ein Studium an der Programmierschule 42 Heilbronn sind weder Vorkenntnisse im Programmieren oder ein bestimmter Schulabschluss notwendig, noch gibt es eine Altersgrenze. „Unsere Community macht es gerade aus, dass wir Menschen mit vielfältigen Hintergründen bei uns lernen“, erzählt Nadia. „Der Altersdurchschnitt liegt bei 27 und unser ältester Studierender ist 57. Wir haben Studierende aus 41 Ländern!“ Wer sich einschreiben will, nimmt an einem dreiwöchigen Bewerbungs-Bootcamp teil, in dem man die Grundlagen des Programmierens lernt. Da 42 keine öffentliche Einrichtung ist, können Studierende für den Zeitraum ihrer Ausbildung zwar kein BAföG beantragen. Dafür bietet die Coding School ein eigenes Stipendium an, um möglichst vielen Nachwuchsprogrammierer*innen das Studium zu ermöglichen. „Etwa 40% unserer Studierenden werden mit einem Stipendium unterstützt. Der volle Satz orientiert sich an den BAföG-Leistungen“, erfahren wir von Nadia.
Das macht die 42 Coding School so einzigartig
„Bei uns gibt es ganz untypisch keine Bücher, Skripte, Theorie, Lehrende oder Stundenpläne mit Kursen“, erklärt die Expertin. Klingt erst mal sonderbar – aber mit mehr Details erschließt sich der Sinn dahinter. Nadia bringt Licht ins Dunkel: „Bei uns lernt man praxisbezogen anhand von Projekten von und mit anderen Studierenden. Das nennt sich Peer2peer-Lernen.“ Das ständige gegenseitige Feedback untereinander ist dabei ein wichtiger Baustein im 42-Code, denn: „Man hat nur das verstanden, was man erklären kann.“ Ein Abschlusszeugnis oder ein Diplom gibt es am Ende des Studiums übrigens nicht, dafür profitieren die Studierenden vom starken Praxisbezug.
Obwohl 42 Heilbronn nach einem Jahr natürlich noch keine Absolvent*innen hat, freut sich die Coding School bereits über die ersten Festanstellungen ihrer Studierenden. Außerdem will die Programmierschule die Geschlechtervielfalt im immer noch sehr männlich geprägten IT-Bereich mit neuen Perspektiven stärken. Dafür bringt zum Beispiel Sabine Wieluch, auch bekannt als bleeptrack, den Studierenden die Verbindung von Kunst und Coding näher. Die renommierte Professorin für Sozioinformatik Nicola Marsden und der zur Hälfte aus Frauen bestehende Beirat stehen dem 42-Team darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite.
Von der Theorie zur Praxis
Die Finanzierung des Standorts in Heilbronn wird maßgeblich durch die Dieter-Schwarz-Stiftung getragen. Weitere Geldgeber sind Porsche, Audi, MHP oder Xeptum. Trotzdem ist 42 Heilbronn keine Eliteschule, an der sich diese Unternehmen die vielversprechendsten Talente für ihre digitale Zukunft sichern. Sowohl das Team der Coding School als auch die Studierenden sind in ihrem Handeln komplett unabhängig. Von der regen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft profitieren die Coder*innen natürlich trotzdem, so bieten 40 Partnerunternehmen aktuell über 100 Praktikumsplätze an.
Das projektbezogene Arbeiten und eigenverantwortliches Zeitmanagement sind dabei Dinge, die ebenfalls die reale Arbeitswelt im Tech-Bereich prägen. Besteht da nicht die Gefahr, dass sich Studierende so schon während ihrer Ausbildung an die häufig hohe Arbeitsbelastung im IT-Bereich gewöhnen? „Die Work-Life-Balance ist eine Idee aus den Büros des letzten Jahrhunderts. Arbeiten ist ein Teil des Lebens, und Freiheit kann man schlecht verordnen“, findet Nadia. „Unsere Schule ist 24/7 geöffnet, damit Studierende ihre Höchstleistungsphasen selbst finden und sich Rahmenbedingungen schaffen, um diese abzurufen. Arbeiten nach Stechuhr passt eh nicht zu Kreativberufen – dazu gehört auch das Programmieren.“
Alle weiteren Infos zur Coding School 42 Heilbronn findest du unter www.42heilbronn.de.
Text: Florian Deckert | Bilder: 42 Heilbronn gGmbH
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