Stell dir vor, du wirst zum Duell aufgefordert.
Gehst du hin?
Rayk Wieland: Beleidigung dritten Grades
Der Berliner Schlafpsychologe Markov ist außer sich, als der Exfreund seiner Lebensgefährtin ihn schriftlich zum Schusswaffenduell lädt. Er will sich (verständlicherweise) weder totschießen lassen, noch einen fremden Mann umbringen. Die Polizei stochert rat- und tatlos im Privatleben des Herausforderers herum, einem Antiquar, der sich auffällig obsessiv mit den bekanntesten Duellen der Vergangenheit beschäftigt. Dass er im Keller einer Zufallsbekanntschaft zwei alte Pistolen ersteht, bekommt allerdings niemand mit. Zwischen Schweigekloster, Fußbadsalon, Oper und matschigen Wiesen spielt sich rasant ein skurriler Fall ab, in dessen Verlauf man sich stetig fragt: Stirbt am Ende etwa jemand?
Der neue Roman „Beleidigung dritten Grades“ von Rayk Wieland wirft noch weitere spannende Fragen auf. Ist eine Duellforderung schon eine Morddrohung? Gibt es heutzutage noch die vielbesungene „Ehre“ und war sie eigentlich je eine gute Idee? Und warum findet sich Markov um Mitternacht im Spreetunnel ein, obwohl ihn niemand zwingen kann? Wenn du mal wieder eine zünftige Diskussion mit Freund*innen genießen oder deine/n Partner*in noch besser kennenlernen möchtest: Versucht gemeinsam, die Antworten zu finden. Und wer sich für Geschichte interessiert, kommt in der Parallelerzählung vom letzten offiziellen Duell in Deutschland ganz auf seine Kosten – gleichwohl gewisse Details sicherlich der künstlerischen Freiheit zuzuschreiben sind. In der Gegenwart finden schließlich auch keine Duelle mehr statt – oder doch?
Mehr Rezensionen:
Nach einer Ausbildung zum Elektriker und einem Studium der Philosophie wurde Rayk Wieland Zeitungs-, Funk- und Fernsehredakteur. Von 1998 bis 2009 war er Mitveranstalter des „Toten Salon“ in Hamburg. „Beleidigung dritten Grades“ ist sein dritter Roman und erschien am 8. März 2022 im Verlag Antje Kunstmann.
Text: Dana Wedowski
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