Film Noir statt Superhelden-Blockbuster

The Batman - Film 2022 (Review)

The Batman: Seit 4. März 2022 im Kino

Keine Comicfigur wurde so oft interpretiert und verfilmt wie Batman. Die Qualität schwankt dabei von miserabel bis genial. Skepsis machte sich erst mal breit, als die Besetzung von Ex-Twilight Star Robert Pattinson als titelgebender Fledermausmann bekannt wurde. Dabei wurde jedoch oft ignoriert, wie Pattinson sich in den letzten Jahren mit teilweise richtig abgefuckten Rollen in Indie-Filmen einen Namen machen konnte.


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Korrupte Gesetzeshüter, komplexe Rätsel

„The Batman“ erzählt keine Origin-Geschichte und zeigt dem Zuschauer zum gefühlt 10. Mal die Szene, wie die Eltern von Bruce Wayne erschossen werden. Der Film startet im zweiten Jahr der Verbrechensbekämpfung durch Batman. Und nach wenigen Minuten zeigt sich: Im ersten Jahr hat man offensichtlich nicht viel erreicht. Gotham City ist komplett korrupt, von Polizeibeamten über Politiker bis zu Staatsanwälten. Es scheint als hätte absolut jeder eine Leiche im Keller. Der Antagonist des Films, der Riddler, will diese Korruption offenlegen und greift dabei zu sadistischen und grausamen Methoden. Mit Rätseln versehene Leichen tauchen auf und Batman versucht zusammen mit Commissioner Gordon, den immer komplexer werdenden Fall zu lösen.

Anders als seine Vorgänger

„The Batman“ ist kein Superheldenfilm, sondern ein Film Noir. Eine Detektivgeschichte, die Interpretation des Charakters als kaputte, rastlose, aber auch menschliche Figur. Dieser Streifen ist anders als seine Vorgänger und dabei trotzdem näher an den Comics als jede andere Verfilmung. Ab der ersten Minute zieht einen die Handlung hier in den Sog einer komplett korrupten Stadt. Die Kamera bleibt dabei ständig am Hauptcharakter, während dieser der Korruption von Gotham auf die Spur kommt. Im Hintergrund: Der grandios von Paul Dano gespielte Riddler, den man lange Zeit nur in kurzen Szenen sieht, was seine späteren Auftritte umso intensiver macht. Zoë Kravitz als Selina Kyle ist auch großartig, die Chemie zwischen Pattinson und ihr ist in jeder Szene spürbar. Der Cast überzeugt insgesamt auf ganzer Linie, hervorzuheben ist hier auch ein im Make-up fast nicht zu erkennender Colin Farrel als Pinguin.

„The Batman“ – ein Meisterwerk

Der fast drei Stunden lange Film ist vollgepackt mit Ideen, Spannung und sehr guten Action-Sequenzen. Diese enden jedoch nicht in einer Materialschlacht, wie die Batman-Filme von Christopher Nolan oder Veröffentlichungen aus dem Marvel-Universum. Die Action wirkt sinnig und nicht zum Selbstzweck entfremdet. Tage nach dem Kinobesuch fallen mir immer wieder Szenen ein, die so gut inszeniert waren, so herausstechend sind, von der Farbpalette über die Kamera bis zur Musik. Regisseur Matt Reeves zitiert die richtigen Filme und schöpft aus ihnen Inspiration, ohne sie zu kopieren. Der Film ist ein Meisterwerk.


Text: Kai Möller | Titelbild: Jack Barton (Unsplash)