Uwe Ralf Heer im Phonk-Interview

Uwe Ralf Heer - Heilbronner Stimme
Bild: Heilbronner Stimme

Seit Jahren ist überall vom großen Zeitungssterben zu hören, der gedruckten Zeitung wird dank Digitalisierung und Online-Medien immer wieder der Untergang prognostiziert. Bei der Heilbronner Stimme entschied man sich schon früh, das Internet für sich zu nutzen – und ist trotzdem nach wie vor überzeugt von der Wichtigkeit einer täglichen Printausgabe. Im Interview haben wir deshalb mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer über den Einfluss der Digitalisierung und die Bedeutung des Printmediums gesprochen.


Das Online-Portal stimme.de ist bereits 1996 gestartet, zu einer Zeit als private Heimcomputer noch bei weitem nicht weitverbreitet waren. War damals schon abzusehen, wie wichtig das Medium Online später werden würde?
Damals war uns allen noch nicht bewusst, welche Bedeutung das Internet eines Tages haben  würde. Unser Medienunternehmen war aber schon immer in Sachen Technologie ein Vorreiter, das haben die Entscheider von damals mit dieser klugen Strategie auch bewiesen. Stimme.de war eine ideale Plattform, um sich mit dem Thema Digitalisierung ernsthaft zu beschäftigen. Im Laufe der Jahre wurde das Portal stetig weiterentwickelt – heute ist stimme.de ein selbständiges regionales Informationsportal, mit eigenen Inhalten und einem umfangreichen Angebot – vom Live-Ticker über Videos bis zu multimedial aufbereiteten Dossiers. In unserem aktuellen Projekte Stimme-Future 2021 werden die Voraussetzungen geschaffen, dass alle 95 Stimme-Redakteure kanalneutral für alle unsere Angebote arbeiten – ob Print oder Digital.

Welche Vorzüge hat die Print-Ausgabe der Heilbronner Stimme Ihrer Ansicht nach gegenüber dem Online-Angebot?
Wir arbeiten sehr genau nach dem System des Journalismus der zwei Geschwindigkeiten. Auf stimme.de wird schnell, aktuell und exklusiv berichtet. Unsere Printausgabe ordnet ein, kommentiert, lässt Raum für eine hintergründige, magazinige Berichterstattung. Mit Schwerpunktthemen, großen Interviews, Blickpunktseiten oder ausführlichen regionalen Schwerpunkten. Als Erklärzeitung ist die Tageszeitung  unverzichtbar. Print und Online ergänzen sich daher optimal – das ist sicher auch ein Grund dafür, warum wir online die meisten User in der Region erreichen und unsere Printauflage im Vergleich zu vielen anderen relativ stabil ist.

Haben gedruckte Ausgaben regionaler Tageszeitungen einen besonderen Stellenwert gegenüber überregionalen Medien?
Eindeutig ja. Wir bieten als vollausgestattete Mantelredaktion einen eigenständigen Politik-, Wirtschafts-, Sport- oder Kulturteil, der aber immer Bezüge zu den regionalen Auswirkungen hat. Daneben bieten natürlich nur wir in sechs Lokalausgaben alle Informationen aus unserer Region – das ist der USP einer Regionalzeitung, das bleibt unser Fundament für die Zukunft.

Viele Kinder und Jugendliche wachsen heute schon von klein auf mit Smartphone, Tablet und Laptop auf. Wird sich die gedruckte Heilbronner Stimme bei dieser Zielgruppe auch in 20 oder 30 Jahren noch durchsetzen können?
Zum einen erreichen wir viele jüngere Menschen mit unseren digitalen Angeboten. Wir binden sie damit an unsere Marke. Das ist ein großes Potential für unseren künftigen Medienmix. Daneben wird es immer einen großen Teil an Print-Lesern geben, die bewusst auf die Zeitung als entschleunigendes Medium setzen. Papier wird in unserer schnelllebigen Zeit eine Renaissance erleben. Die Print-Auflagen von Tageszeitungen werden zwar zurückgehen, aber sie werden sich als wertiges Medium auf einem erfreulichen Niveau stabilisieren – auch dank künftiger Kunden, die uns heute vielleicht  „nur“ digital lesen.

Wir bedanken uns vielmals für das Interview!

[FD]