Audio: Miley Cyrus, Gorillaz & Culcha Candela

Neue Musik April 2023: Miley Cyrus, Gorillaz & Culcha Candela

Neue Musik für den April 2023 wartet darauf, in deine Playlist zu wandern – oder auch nicht. Wir haben uns angehört, was Miley Cyrus, die Gorillaz und Culcha Candela in letzter Zeit so fabriziert haben.


ALBUM DES MONATS

Miley Cyrus - Endless Summer Vacation

Miley Cyrus – Endless Summer Vacation

Miley goes back to the 80s, das hatten wir doch schon mal? Richtig, bereits mit ihrem letzten Album „Plastic Hearts“ von 2020 hat die Sängerin ihre Liebe für die goldene Ära des Synth Pop entdeckt. Dass ihr neustes Werk im Vergleich dazu die bessere Platte ist, liegt nicht nur am Rekord-Hit „Flowers“. Während der Vorgänger eine äußerst gut gemachte Hommage an prägende Songs der Achtziger war, bringt Miley ihre Inspirationen auf „Endless Summer Vacation“ in die Jetzt-Zeit. So klingen zwar deutliche Anleihen auf Disco und New Wave durch, der Sound bleibt aber stets modern. Außerdem mischt die 30-jährige eingängige Songs gekonnt mit balladesken Nummern wie „You“ oder „Wonder Woman“, auf denen sie ihre beeindruckende Stimmgewalt voll zur Geltung bringt. Als kleines Schmankerl gibt’s außerdem die Demo-Version zu „Flowers“ mit minimalistischer Rhodes-Begleitung. Authentischer geht’s nicht.

Bewertung: ★★★★★


Gorillaz - Cracker Island

Gorillaz – Cracker Island

Während sich die Welt 2023 fragt, was noch alles durch KI-Modelle ersetzt wird, blicken die Gorillaz bereits auf 25 Jahre als rein virtuelle Band zurück. Doch obwohl Murdoch, 2-D, Noodles und Russel rein fiktive Charaktere sind, schlummert in der Maschine nach wie vor das menschliche Genie von Damien Albarn. Für „Cracker Island“ hat sich der ehemalige Blur-Frontmann wie gewohnt namhafte Gastmusiker ins Studio eingeladen. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass hier keine gealterten Bandmitglieder nach neuen Ideen ringen, sondern so illustre Namen wie Bassist Thundercat, Latin-Trap-Star Bad Bunny oder LoFi-Barde Beck frische Impulse besteuern. Was den Spagat zwischen Electro-Funk, Reggaeton und Psychedelic-Pop zusammenhält ist Albarns Organ, das den Charme eines britischen Fußballfans hat, der bei der Karaoke-Nacht im örtlichen Pub erstaunlich gefühlvoll die ewige Titellosigkeit seines Vereins besingt. Parade-Beispiel dafür: Der Standout-Track „Silent Running“.

Bewertung: ★★★


Culcha Candela - Zu wahr um schön zu sein

Culcha Candela – Zu wahr um schön zu sein

„Lass die Arktis tauen, die nach uns baden’s aus“ – was den Jungs von Culcha Candela beim Einsingen sicher wie wahnsinnig clevere Gesellschaftskritik vorkam, ist ein Sinnbild für ihr aktuelles Album „Zu wahr um schön zu sein“. Kurz mal durch TikTok gescrollt, um zu schauen, was die jungen Leute heute so bewegt. Ein paar Schlagworte wie „wyld“ auf halbwegs tanzbare Luftnummern platziert, fertig ist der Selbstläufer für den Spotify-Algorithmus. Oder? Tatsächlich klingen die 10 Tracks nach Rentner-Abend im Jugendheim, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Berliner ihre wahre Identität als seltsame Facebook-Boomer nicht lange verbergen können.

So singen erwachsene Männer hier Zeilen wie „Wegen Gates gehören wir bald zu den bedrohten Arten / Ich lass mich von den Wissenschaftlern nicht verarschen“. Ob hier jede*r nach ganz direkter SUV- und Katar-Kritik den plötzlichen Sprung auf die Ironie-Ebene mitmacht, ist fraglich. Garniert wird das Ganze durch eine „2k22“-Version des größten Culcha-Hits „Hamma“, der als Dance-Song noch unerträglicher ist als das Original.

Bewertung: ★☆☆☆

Text: Florian Deckert


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