Behind The Beats: Harry Hawaii

Harry Hawaii: Producer aus Heilbronn im Portrait

1989, das Jahr in dem eure Väter versucht haben, eure Mütter klarzumachen. Die ersten Beats entstehen auf dem Atari im Kinderzimmer. Es folgen Rap-Jahre mit der ersten Generation Hip Hop aus Heilbronn. Die Crew THC formiert sich, Freidenker gründen sich, Groenland Records nimmt die Jungs unter Vertrag, Schwobeland entsteht als Mundartrap. Als Konstante bleiben die Beats bis heute als Harry Hawaii.

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Harry Hawaii im Interview

Wie hat sich deine Stilrichtung über die Jahre verändert?
Angefangen hat alles mit Britcore und Gruppen wie Public Enemy, also der harte und politische Rap von Anfang der 90er Jahre. Das hat auch meine Produktionen stark geprägt und sich dann über Boom Bap langsam in die gediegeneren Beats von Freidenker entwickelt. Wie das Leben halt. Da wurde alles etwas musikalischer, poppiger, aber vor allem organischer, da ich viel Klavier und Gitarre selbst eingespielt habe. Rap ging. Beat blieb. Meine Beats hatten noch den jazzigen Vibe, die Samples aus dem Hip Hop und wurden mit meinen organischen Produktionen zu etwas, dass sich plötzlich LoFi nannte. Da fühle ich mich gerade sehr wohl und das empfinden wohl auch 200.000 monatliche Hörer auf Spotify so (lacht). Die Kehrseite der Medaille ist, dass mich nun viele Menschen über Playlists auf der ganzen Welt hören, aber sich kaum jemand an den Namen Harry Hawaii erinnert.

Was hat sich sonst noch für dich als Künstler und Produzent verändert?
Heute ist man als Musiker deutlich unabhängiger und kann ohne viel Label- oder Vertriebsarbeit kreativ sein und direkt digital releasen. Ich arbeite da mit wechselnden Labels wie VinylDigital, HipDozer, dustluv oder Stereofox. Das hat mich als Künstler sehr befreit, da ich mich mehr um die Musik kümmern und direkte Einnahmen verbuchen kann.

Verrätst du uns deine geheimen Tricks für eine gute Produktion?
Gefühl, Gehör und laufen lassen. Die Sache wird immer gut, wenn du dafür Leidenschaft hast und ein Feuer brennt. Ich liebe es, meine freie Zeit im Studio zu verbringen und meine Emotionen in Musik auszudrücken. Mixing-Tipp: Hör deine Produktion auf beschissenen Autolausprechern (lacht) und da wo du auch sonst Musik hörst. Ansonsten halt einfach mal 35 Jahre lang Musik machen.

Welche Musikrichtung regiert die Streamingdienste?
Ganz ganz klar LoFi. Ist schon ein positiver Nebeneffekt, dass die Leidenschaft, organische Beats zu bauen, plötzlich Hype wird und ich damit auch noch etwas Schotter nebenher machen kann. Ich freue mich heute umso mehr, auch wieder Rap und Gesang auf meinen Produktionen zu hören und arbeite mit Künstlern wie Caddy Pack oder Konno.

BRAIN STORMING

Digital oder analog?
Produktion analog. Release digital. Wobei mich meine Produktionen auf Vinyl auch sehr glücklich machen.

Ein guter Mix…
… nimmt dich mit auf eine Reise und schiebt gut unten rum.

Ganze Welt oder Fangemeinde?
Ganze Welt. Schon schön, in Tokio und New York gehört zu werden.

Klassiker oder Aktuelles?
Meistens Klassiker. Reflextion Eternal, James Taylur, Toto…

Instagram: @harry_hawaii