„Book of Lives: So etwas wie Memoiren“ von Margaret Atwoo
Von der Kindheit im kanadischen Busch über die Bohème Torontos bis hin zum roten Netflix-Teppich: Die Schriftstellerin Margaret Atwood hat ihn ihren bisher 86 Jahren vieles erlebt, Stillstand gehörte kaum dazu. Doch wer ist die Schöpferin ikonischer Werke wie „Der Report der Magd“, „Katzenauge“ und „Alias Grace“? In „Book of Lives: So etwas wie Memoiren“ lässt uns die Autorin einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Ich habe Atwoods wohl bekanntestes Buch, das mittlerweile zur gefeierten Serie „The Handmaid’s Tale“ verfilmt wurde, selbst nicht gelesen, weil mein Gemüt zu schwach für beklemmend-realistische Dystopie ist. Doch in ihrer eigenen Autobiografie schlägt die Kanadierin einen leichten Ton an, voller Selbstironie, trockenem Humor und scharfen Beobachtungen. Es ist faszinierend zu lesen, welche Begegnungen und Momente – die sie alle erstaunlich detailliert ausmalt, selbst wenn sie viele Dekaden zurückliegen – sie tief geprägt und zu späteren Werken inspiriert haben.
Von Sommerjobs als Camp-Betreuerin Peggy Nature über kuriose Gestalten der Verlagslandschaft bis hin zu dem Mann, der ihr spontan ein Straußenpärchen schenkte: Atwoods Leben erscheint wie ein farbenfroher Teppich, in dessen verschlungenem Muster aus der frühen kanadischen Literaturszene, einer schlafwandlerischen Verlobung und einer Seelenverwandtschaft mit Hindernissen sich wie selbstverständlich unzählige Romane, Gedichte und Geschichten ranken (sie schuf allein über 50 Bücher).
Auch ohne ihre Prosa zu kennen, springt mir Atwoods schriftstellerische Gabe von allen Seiten entgegen. So, wie sie die Welt beschreibt, Gefühle in Worte fasst, Anekdoten stehen lässt, fühlt sich jedes Abschweifen intentional an. Jeder Plot-Twist (der ja keiner ist, weil es um wahre Begebenheiten geht) bettet sich in das große Ganze ein. Nach etwas über 700 Seiten versteht man, warum Margaret Atwood ihr Leben lang nicht aufhören kann, zu schreiben. Und es hoffentlich nie lassen wird.
Margaret Atwood, geboren 1939, ist eine der berühmtesten Autorinnen unserer Zeit und erhielt bereits vielfache Auszeichnungen. Besonders bekannt ist sie für ihre Fähigkeit, aktuelle politische und gesellschaftliche Strömungen literarisch einzufangen und zu benennen. „Book of Lives: So etwas wie Memoiren“ erschien am 04.11.2025 im Piper Verlag.
Text: Dana Wedowski
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