Der Künstler Udo Großklaus lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Heilbronn. Wir wollten ihn genauer kennenlernen und haben ihn in seinem Atelier in Bad Rappenau besucht.
Als ich unmittelbar vor dem Gebäude stehe, in dem Udo Großklaus sein Atelier beherbergt, bin ich doch zuerst einmal etwas verwirrt. Inmitten eines Autohofes werde ich argwöhnisch vom Personal begutachtet, während ich im strömenden Regen durch den Hof gehe. Zum Glück hilft mir ein netter Mann, die Tür zum Atelier zu finden.
Als ich dort ankomme, werde ich zuerst einmal sehr freundlich begrüßt und mir wird ein Tee aus selbstgepflückter Waldminze angeboten. Das eigentliche Highlight ist aber der Raum, den Udo Großklaus seine Werkstatt und auch sein Zuhause nennt. Zumindest derzeit. Dass der Künstler hier sehr viel Zeit in seine Arbeit, in seine Bilder investiert, wird sofort klar, als ich die Menge an Gemälden sehe, die im ganzen Raum verteilt sind. An den Wänden hängend , auf dem Boden stehend und liegend. Besonders beeindruckt mich jedoch, dass der Maler hier tatsächlich lebt. Zugegebenermaßen erst einmal befremdlich für jemanden, der eine konventionelle Wohnsituation gewohnt ist. Doch nach genauerer Überlegung hat es doch etwas Leidenschaftliches, so nah mit seiner Arbeit, seiner Kunst und dringendsten Intention verbunden zu sein. Quasi Kopf an Kopf mit seinen Werken einzuschlafen.
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Bemerkenswert ist, dass Großklaus dem Malen bis ins Erwachsenenalter so rein gar nichts abgewinnen konnte. Erst ein Malkurs, initiiert von seiner damaligen Frau, hat ihn zum Malen gebracht. So erzählt er bewegt: „Nach drei Tagen in diesem Kurs war mir klar: das ist das, was ich mein Leben lang gesucht habe. Es ist ein Spiegel, vor dem ich die ganze Zeit stehe und etwas über mich erfahre.“
Seine Werke, die eine gewisse Balance zwischen Figürlichkeit und Abstraktion innehaben, spiegeln oftmals das Landschaftsmotiv und den Frauenakt wider – „starke Frauen“, wie er sie nennt. Wichtig, so Großklaus, ist der Prozess, in dem die Bilder entstehen. Nicht das Ziel vor Augen, sondern den Schaffensweg bewusst zu erfahren. Auch die künstlerische Veränderung, die ein Künstler im Laufe seines Lebens durchlebt, ist für Großklaus eine Notwendigkeit seines Schaffens. „Die geschieht durch anderen Input. Du lernst andere Leute kennen, andere Erlebnisse, das prägt dich. Kunst ist auch immer ein Stück weit autobiografisch“, erzählt er mir.
Zum Abschluss unseres Gesprächs berichtet da Multitalent über sein neuestes „Werk“, das mich sehr zum Schmunzeln bringt. Obwohl es, betrachtet man den politischen Hintergrund, schon eher ernst ist. Mit einem Schild auf dem „Schämt euch“ steht, zog Großklaus zur letzten Landtagswahl durch die Straßen von Heilbronn und stellt sich – im wahrsten Sinne des Wortes nichtssagend – neben die Parteistände. Was es ihm einbrachte? Viele interessante Diskussionen, an denen er selbst nicht unbedingt verbal involviert war. Die Begegnung mit einem AfD-Sympathisanten, der ihm Schläge androhte – und eine Freundschaft mit einer Grünen-Politikerin. Alles in allem „ein extrem gutes Erlebnis“, resümiert der Künstler.
[SB]
Udo Großklaus wurde 1962 in Schopfheim, nahe Lörrach geboren und absolvierte von 1978-1984 Ausbildungen zum Maschinenschlosser und Betonbauer. Im Jahre 1987 nahm er das Studium der Malerei, an der Assenza-Kunstschule in Münchenstein auf. Seit dem Jahr 1992 arbeitet Großklaus abwechselnd als freischaffender Künstler, als Kunstdozent und als Bauunternehmer unter anderem für „Wohnraum Heilbronn“.
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