Wird die neue HBO-Serie ihrer gefeierten Game-Vorlage gerecht?
Videospielverfilmungen haben seit Jahren ein schwieriges Standing in der Medienlandschaft. Die besten Umsetzungen sind höchstens Mittelmaß und die restlichen rangieren unter den schlechtesten Filmen aller Zeiten. HBO, bekannt für Prestigeserien wie „The Sopranos und „Game of Thrones“, setzt nun den gefeierten Playstation-Titel „The Last of Us“ als Serie um.
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Verantwortlich dafür sind Craig Mazin, bekannt für die Serie „Chernobyl“, sowie Neil Druckmann, Autor und Regisseur der Videospiele. Die Hauptrollen übernehmen Pedro Pascal und Bella Ramsey. „The Last of Us“ gilt seit Jahren als das narrativ beste Werk, das die Videospielgeschichte hervorgebracht hat. Auf dem Papier klingt es also so, als könnte bei der Verfilmung nichts schief gehen. Und gleich eine Entwarnung zu Beginn: Die Serie ist richtig gut!
Dabei bleibt sie stets sehr nah an der Originalhandlung. Ein neuartiger Pilz, der das Nervensystem befällt und Menschen in blutrünstige, ekelhafte Kreaturen verwandelt, hat die Menschheit zu großen Teilen dahingerafft. Das klingt natürlich erstmal nach Zombieserie – doch Kern der Erzählung ist das Zwischenmenschliche, das Emotionale. Die Pandemie herrscht seit 20 Jahren, eine Militärregierung kontrolliert den Alltag der Überlebenden, die zu verbitterten, teilweise grausamen Charakteren geworden sind. Jede Hoffnung auf Heilung scheint verloren. Bis zu dem Moment als die Rebellengruppe Fireflies herausfindet, dass die 14-jährige Ellie immun gegen den Pilz ist. Schmuggler Joel erhält den Auftrag, das junge Mädchen zu einem Treffpunkt der Fireflies außerhalb der Quarantänezone zu bringen.
Die Showrunner machen mit ihrer Umsetzung fast alles richtig. Der Look der Videospiele wird aufgegriffen, die Dialoge sind pointiertund tragen die Handlung. Änderungen wurden behutsam eingesetzt, der Fokus liegt auf dem emotionalen Kern der Handlung sowie dem Zusammenspiel zwischen Ellie und Joel. Meine einzige Kritik ist das „Über-Erklären“ der Serie. In den Spielen wurden oft Fragmente der Handlung weggelassen, die man sich selber zusammensetzen musste. Auch führt die Interaktivität der Games dazu, dass bestimmte Szenen noch mehr Wucht haben. Die PlayStation-Titel haben das Medium Film weitergesponnen, auf eine neue Ebene gebracht und ein intelligentes Meisterwerk geschaffen. Im Vergleich dazu hat die HBO-Verfilmung am Ende „nur“ eine sehr gute Serie geschaffen.
„The Last of Us“ läuft seit dem 15. Januar 2023 bei Sky. Neue Folgen der 9 Episoden umfassenden 1. Staffel erscheinen immer sonntags.
Text: Kai Möller | Fotos: Courtesy of HBO / Warnermedia
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