Wenn man an Streetwear-Labels denkt, dann fallen einem erstmal Metropolen wie New York City, L.A., London oder Tokyo ein. Aber Stuttgart? Haben wohl erst mal die wenigsten auf dem Zettel. Dabei macht Coutié als einer von Deutschlands Vorreitern in Sachen Street Fashion hier bereits seit zehn Jahren von sich reden – und verkauft sowohl eigene Kollektionen als auch ausgesuchte Marken in alle Welt.
2008 starteten Jan Reimann und Nilgün Tarhan Coutié als Onlineshop für kleine internationale Newcomer-Brands. „Das Inhouse-Brand gab es auch damals schon, allerdings nur für Frauen – mit Einzelstücken welche hauptsächlich aus aufwändig umgestalteten Vintage-Teilen bestanden“, erinnert sich Jan an die Anfänge. Dafür setzt Coutié von Beginn an auf ausgefallene Labels wie Ksubi, Tourne de Transmission oder Stampd und baut sich durch das geschmackssichere Portfolio schnell eine treue Fanbase auf. Über die Jahre entwickelt sich der Shop zum reinen Menswear-Store und etabliert das gleichnamige Eigenlabel mit dem Ansatz „Designed in Germany, Made in Europe“.
Die Essenz der Marke ist für Jan ganz klar: „Die Möglichkeit uns komplett frei und unabhängig zu bewegen.“ Denn während stetig neue Kollektionen mit Jeans, Jogger Pants, Sweat-Tops, Jacken oder Shirts gelauncht werden, feilt das Team parallel schon an den nächsten Teilen – die es manchmal aber nicht direkt in den Verkauf schaffen. Das liegt daran, dass die aufwendigen Muster teilweise noch zu teuer oder gar dem Markt zu weit voraus sind. Jan plaudert etwas aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen: „Wir haben zum Beispiel ein fertiges Sample einer Jeans, die komplett ohne Nähte auskommt und stattdessen geklebt wurde. Das hinzubekommen hat fast ein Jahr gedauert. Da der Verkaufspreis durch den extrem hohen Produktionsaufwand aber noch zu teuer wäre, halten wir diese Projekte noch etwas zurück.“
[row custom_class=““][col-md-6] [/col-md-6][col-md-6] [/col-md-6][/row]
[row custom_class=““][col-md-6] [/col-md-6][col-md-6] [/col-md-6][/row]
Zurückhaltung war in den letzten paar Jahren jedoch nicht gerade eine Tugend, wenn es um urbane Mode aus Deutschland ging. Labels schossen wie Pilze aus dem Boden, versprachen „Streetwear meets High Fashion“ – aber wenn Kanye West gerade keine neue Yeezy Season vorstellte, gingen vielen schnell wieder die Ideen aus. Für Jan auch ein Grund, warum sich Coutié im Gegensatz zu den meisten Newcomern gehalten hat: „Das wichtigste ist, eine eigene, erkennbare DNA zu besitzen, die nicht so einfach mit anderen Marken, Produkten oder Trends vergleichbar ist. Daran festzuhalten und sich stetig weiterzuentwickeln, um sich noch unabhängiger zu machen, ist meiner Meinung nach das allerwichtigste.“
So baut Coutié auch heute noch auf die hohen Standards, die sie sich selbst auf von Anfang an gesetzt haben. In den aktuellen Releases finden sich daher Tactical Denim Jeans aus hochwertigem 12oz Premium Denim mit aufwendigen Details wie einem Sidestripe ohne sichtbare Nähte oder einer Wadentasche. Und die aktuelle „Post Mortem“-Kollektion beinhaltet neben monochromen Tops auch ein bisschen Back-to-the-Roots-Feeling: den DIY-Ansatz aus Anfangstagen lässt Coutié nämlich zusammen mit den alten Weggefährten von VANS aufleben und designt passende Sneaker-Customs auf der allseits beliebten Old Skool-Silhouette.
Aber setzt das Label aus Stuttgart jetzt eigentlich voll auf Internationalität – oder gibt es auch etwas, das Coutié mit der Region hier verbindet? „Ehrlich gesagt nein“, räumt Jan ein. „Unser Sitz könnte genauso gut irgendwo anders sein. Wir möchten das aber bald ändern und dazu unseren bald öffnenden Showroom in Stuttgart nutzen.“ Dort wird die Coutié-Welt durch Kooperationen mit Künstlern oder auch lokalen Gastronomen erweitert und macht nun endlich auch den Schritt vom reinen Online-Store in die reale Welt. Wir freuen uns drauf!
[FD]
Bilder: © Coutié
Einen Kommentar hinterlassen