Vor mehr als einhundert Jahren haben sich diverse französische Künstler hingesetzt, um ihre Zukunftsvisionen für das Jahr 2000 zu zeichnen. Die Bilder erschienen zwischen 1899 und 1910 zunächst als Einlagen für Zigarrenboxen und später als Postkarten. Unter dem Namen „En l’an 2000“ – zu Deutsch „Im Jahr 2000“ – gibt uns die Serie einen schönen Eindruck davon, wie man sich damals die heutige Zeit vorgestellt hat. Außerdem können wir jetzt, da wir bereits ins dritte Jahrzehnt des neuen Millenniums schreiten, überprüfen, welche der Zukunftsvisionen mittlerweile tatsächlich wahr geworden sind. Werfen wir mal einen genaueren Blick darauf!
Fliegender Briefträger
Gar nicht schlecht für den Anfang! Zwar müssen im Jahr 2020 keine unterbezahlten Paketboten mit klapprigen Propellermaschinen durch die Lüfte düsen. Aber mit „Prime Air“ plant Amazon immerhin schon bald die Lieferung per Drohne. Lassen wir gelten.
Elektroschrubber
Ok, kurze Frage: Wenn das Ding elektrisch ist, warum muss die Dame auf dem Bild den Besen trotzdem per Schnur bedienen? Sei’s drum, wir haben heutzutage Staubsaugerroboter, die ganz ohne unser Zutun putzen und sich sogar per App melden, wenn sie sich verlaufen haben. Damit wäre die Zukunftsvision wohl sogar übertroffen.
Hörbücher
Als „Hörbuch“ könnte man das, was auf diesem Motiv zu sehen ist, zumindest wohlwollend beschreiben. Einerseits haben Schüler heutzutage kabellose Bluetooth-Kopfhörer und sind nicht auf ein Kabelsystem zurückgreifen, das von der Decke hängt. Andererseits sind wir noch nicht so weit, dass Lehrer Bücher in Echtzeit vertonen lassen können. Wir sind aber wahrscheinlich nah dran – und brauchen wohl keinen komischen Leierkasten dafür.
Intensive Zucht
Diese Prognose ist leider nur zu wahr geworden und wie wir heute zum Glück wissen, war die Intensivzucht eine richtige Scheißidee. Der perfekte Beweis dafür, dass nicht alle Zukunftsvisionen weiterverfolgt werden sollten.
Unterwasser-Krocket
Offensichtlich ist Krocket heute nicht mehr annähernd so angesagt wie vor 100 Jahren. Andererseits: Warum sollte man die Präzisionssportart unter die Wasseroberfläche verlegen wollen? Nach unseren Informationen wird diese Spitzenidee jedenfalls aktuell nicht weiterverfolgt.
Wal-Bus
Wer auch immer die ganzen Motive mit Unterwasserthema gezeichnet hat, lag ziemlich daneben. Vielleicht war der Wal-Bus vor hundert Jahren der nächste logische Schritt nach der Pferdekutsche. Glücklicherweise sind wir in Sachen Mobilität aber doch anders abgebogen.
Fahrendes Haus
Scheinbar gab es Anfang des 20. Jahrhunderts weder Holländer noch Sommerferien, sonst wäre das Bild bereits komplett überflüssig gewesen. Aber seien wir ehrlich: Auf mobile Tiny Houses gemünzt, liegt diese Vision schon ziemlich richtig.
Videotelefonie
Die wenigsten von uns nutzen zwar Skype oder Facetime mit einer Dialeinwand, im Prinzip wäre das aber natürlich möglich. Von daher geben wir den Punkt großzügig an den Künstler, der sich dieses Telefongespräch mit Echtzeitbild ausgedacht hat.
Torpedo-Flugzeug
Fairerweise muss man sagen, dass die Motive entstanden, bevor der gesamte Erdball von zwei Weltkriegen erschüttert wurde. Bewaffnete Kampfflugzeuge sind seit Jahrzehnten traurige Realität, während inzwischen sogar unbemannte Predator-Drohnen eingesetzt werden.
Adlernest-Räuber
Es scheint fast so, als ob der Bedarf an geflügelten Eierdieben drastisch zurückgegangen ist, bevor es dieser starke Einfall zur Serienreife geschafft hat. Aber hätte man die seltsamen Flügel nicht wenigstens für den fliegenden Postboten verwenden können?
[FD]
Bilder: Wikimedia Commons
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