Was hinter der Digitalwährung von Facebook steckt
Im Juni 2019 hat Facebook erstmals bestätigt, was im Vorfeld schon länger inoffiziell die Runde machte. Der Tech-Gigant will nächstes Jahr eine eigene Währung an den Start bringen, die auf den Namen Libra hört. Obwohl das Zahlungsmittel auf der Blockchain-Technologie basiert, ist es allerdings keine Kryptowährung im eigentlich Sinne. Und das ist nur einer der vielen Gründe, warum Finanzexperten und Regierungen Libra kritisch gegenüberstehen.
Aber erst mal zurück zur Blockchain-Frage: Was Kryptowährungen wie Bitcoin für viele Anwender so attraktiv macht, ist das dezentrale organisierte Buchungssystem. Das Netzwerk und seine Zahlungsvorgänge werden von allen Teilnehmern gemeinsam verwaltet, die Open Source-Software wird dabei weder von einer Zentralbank oder einem Unternehmen reguliert.
Von wem, für wen?
Zugriff auf die Blockchain von Libra hingegen sollen nur die Libra Association und eventuell Aufsichtsbehörden erhalten. Zur Association gehören neben Facebook Unternehmen wie PayPal, Mastercard, eBay, Spotify oder Uber. Hauptziel der Währung ist es, ein inklusiveres globales Finanzsystem zu schaffen. Dadurch sollen vor allem Menschen in Schwellenländern Zugriff auf digitale Zahlungsmittel und somit Zugang zu wichtigen Dienstleistungen bekommen, während sie von geringeren Kosten als für die Nutzung von Bargeld profitieren.
Moment mal, Bargeld verursacht Kosten? Auf den ersten Blick natürlich nicht, aber wer an sein Bargeld kommen will, nimmt zum Beispiel weite Wege zum nächsten Geldautomaten auf sich oder zahlt Gebühren für eine Barauszahlung seines Lohns. Im Infomaterial von Libra wird deshalb sogar angedeutet, dass extreme Armut durch digitale Währungen um bis zu 22 Prozent reduziert werden kann. Zu guter Letzt ist Libra durch die Kontrollfunktion der dahinterstehenden Association besser davor geschützt, für illegale Zwecke missbraucht zu werden. Online-Betrüger oder Ransomware-Erpresser werden also weiterhin eher zum anonymen Bitcoin als Zahlungsmittel ihrer Wahl greifen.
Zahlungsdienstleister als Datensammler?
Doch damit kommen wir zu einem der offensichtlichen Knackpunkte der Facebook-Währung. Natürlich verspricht man im Vorfeld: „Sicherheit hat bei Libra oberste Priorität.“ Aber Facebook hat sich in Vergangenheit nun mal in Sachen Datenschutz wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Da hilft auch die Tatsache nicht, dass man die Libra-Geschäfte von der Tochtergesellschaft Calibra verwalten lassen will. Zudem besteht die Libra Association aus 28 Unternehmen aus verschiedenen Geschäftsbereichen von Zahlungsdienstleistern über Online-Händler bis hin zu Telekommunikationsunternehmen oder Risikokapitalfirmen.
Die Association hofft sogar, auf bis zu 100 Mitglieder anzuwachsen. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass durch die Nutzung von Libra ein umfassendes Profil über die persönlichen Finanzbewegungen entsteht. Und dass Nutzerdaten für Digitalunternehmen interessant sind, ist in diesem Fall eben noch eine Ecke beunruhigender.
Bis zum offiziellen Launch von Libra im Jahr 2020 sind aber noch einige Hürden aus dem Weg zu räumen. Verschiedene Regierungsstellen forderten Facebook sogar auf, die Entwicklung von Libra komplett einzustellen. In seiner Ankündigung Mitte Juni hat das Unternehmen immerhin angekündigt, Libra nicht ohne Ausräumung aller rechtlichen Bedenken und nur mit den entsprechenden Genehmigungen einzuführen.
[FD]
Titelbild: © Jon Cellier on Unsplash
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