Bodo Schaerping über den Abschied vom Creme 21
Nach fast 30 Jahren als Veranstalter, DJ und Clubbetreiber des Creme 21 in Heilbronn kann Bodo Schaerping auf eine ereignisreiche Zeit zurückblicken. Vom Housemusic-Boom in den 2000er bis zur Corona-Pandemie und den damit verbundenen Clubschließungen – er kennt alle Höhen und Tiefer, die dieses Business mit sich bringt.
Bodo konnte sie alle erfolgreich meistern und dennoch hat er sich nun entschlossen, der Partyszene den Rücken zu kehren. Seit Anfang des Jahres ist er nicht mehr Teil des Creme 21, welches jedoch unter der Leitung seiner beiden Mitgesellschafter wie gewohnt weitergeführt wird. In lockerer Atmosphäre in der NuBar plaudert er mit Frank Nova über die Beweggründe und gibt dabei einige Anekdoten zum Besten.
Warum Bodo doch kein Bankkaufmann wurde
Was hat Bodo eigentlich vor dem Creme 21 gemacht?
Eigentlich wider meine Natur, machte ich ganz spießig eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Nach ein paar Jahren startete ich meine Agentur für Sportmarketing mit Schwerpunkt Wintersport. Unter der Woche hatte ich also mit Extremsportlern zu tun und war in sämtlichen Wintersportorten des Landes unterwegs und am Wochenende feierten wir die krassesten Partys auf unseren PTX-Events. Ich erinnere mich noch an eine Party 1996, oben am Heilbronner Jägerhaus, mit dem Motto: „Signale vom Gehirn“. Die ist ein bisschen eskaliert, einschließlich der Nebelmaschine im Wald, die außer Kontrolle geraten ist. Das war eine extrem wilde Zeit und den Spagat „Agentur“ und „Creme 21“ unter einen Hut zu bekommen, war nicht immer einfach.

Ja, ich erinnere mich auch an die Party oben am Jägerhaus… Ich war erst 17 und hatte sowas vorher noch nie erlebt. Wie ging es dann weiter?
Mit PTX hatten wir schon Ende der 90er-Jahre die Vision von einem eigenen Club. Nur gab es zum damaligen Zeitpunkt keine geeignete Location. Bis eines Tages die Kraftwerksleitung der EnBW bei uns anrief und uns die stillgelegte Schreinerei im Block E anbot. Daraus wurde dann im Jahr 2000 das Creme 21.
Gab es Startschwierigkeiten oder lief alles rund?
Es lief anfangs – wie auch zu erwarten war – nicht alles glatt. Das Problem war das Programm, welches freitags und samstags denselben House-Sound vorsah. Wir haben das so lange durchgezogen, wie es ging, aber irgendwann mussten wir einsehen, dass es eine neue Idee benötigt. So beließen wir es bei Housemusik am Samstag und Black Music an den Freitagen, weil wir unbedingt zwei Öffnungstage behalten wollten. Das hat viele Jahre lang wunderbar funktioniert, sodass sogar der Donnerstag noch als weiterer Öffnungstag dazu kam! Angehenden Clubbetreibern kann ich deswegen nur raten: Öffnet entweder nur einen Tag mit dem, wofür ihr brennt, oder fügt euch dem Willen der Masse.
30 Jahre Nachtleben – trotzdem jung geblieben
Was hast du als Mensch aus fast 30 Jahren Club- und Partyszene mitgenommen? Wie hat es dich als Mensch geprägt?
Ich denke, dass ich eine progressive Denkweise behalten habe. Was auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich in meinem Beruf als auch im Club mit jungen Leuten zu tun hatte. Während Gleichaltrige mit der Zeit ruhiger wurden oder sogar komplett auf dem Sofa versumpft sind, war ich weiterhin im Nachtleben aktiv.
Mal ehrlich, hast du das Sofa nicht auch manchmal vermisst?
Doch, deshalb haben wir einfach ein Sofa ins Club-Büro gestellt. (lacht)
Was hat dich letztendlich dazu bewegt, nach 30 Jahren dem Nachtleben Lebewohl zu sagen?
Ich hatte irgendwann einfach das Gefühl, dass diese Episode in meinem Leben vorbei ist. Es gab keinen wirklichen Grund, sondern nur die innere Überzeugung, dass es mit 57 Jahren auch mal genug ist und an der Zeit, eine andere Richtung einzuschlagen. Auch vor dem Hintergrund „solange ich noch kann“. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar, dass ich etwas derartig Großes erleben durfte. All die zahlreichen Events und Clubnächte, aber auch die Freundschaften, die im Laufe der Jahrzehnte daraus entstanden sind.
Family Time, Entspannung & einmal Reggaeton im Creme
Was sind deine nächsten Ziele?
Erst mal entspannen, meinen Hobbys nachgehen und mehr Zeit mit meiner Familie (Anm. d. R.: Frau, zwei Hunde) zu verbringen. Das nächste anstehende Projekt ist ein Motocrosscamp an der Costa Blanca. Dort ist das Wetter einfach toll, dabei kann ich abschalten und meine Gedanken drehen sich nicht nur um Termine, Bookings und sonstige Planung. Außenstehende sehen immer nur die Events am Wochenende. Der ganze Aufwand drumherum, bis die Planung für so einen Event mal steht, immer up-to-date zu sein, zu spüren, was gerade in der Clubszene angesagt ist, in der Hoffnung sich von der Konkurrenz abzuheben, ist schon ein enormer Zeitaufwand. Deswegen, mal sehen, was danach kommt. Aber ich kann schon mal sagen: Mir wird’s mit Sicherheit nicht langweilig und ich freu mich auf das, was noch kommt.
Und wenn du mal zwischendurch wieder in Heilbronn bist, schaust du auch im Creme 21 vorbei?
(lacht) Das lässt sich bestimmt was einrichten.
Nenne uns einen Wunsch als Mitglied der Creme 21-Crew, der jedoch garantiert von deinen Geschäftspartnern abgelehnt werden würde?
Einmal Reggaeton auflegen. (lautes Lachen)
Letzte Frage: Stimmt es, dass Mousse T. vor einem seiner Auftritte im Creme 21 lässig die Tageszeitung gelesen hat?
Ja, das Gerücht ist wahr. Ich glaube, es war sogar die Heilbronner Stimme. Ein toller DJ und wie man sieht auch an regionalen Themen interessiert.
Interview: Frank Nova
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