Store-Betreiber oder App-Entwickler – wer hat das Sagen?
Die Betreiber der beiden größten App-Stores für mobile Endgeräte – Apple und Google – sehen sich bereits seit längerer Zeit erbitterter Kritik ausgesetzt. Dank einer Quasi-Monopolstellung der beiden digitalen Platzhirsche können sie nicht nur User*innen zum Nutzen ihrer jeweiligen Stores zwingen. Auch App-Entwickler müssen sich an die strengen Spielregeln der Unternehmen halten, wenn sie in den Stores für iOS- und Android-Geräte gelistet werden wollen. Einige der größten Developer gehen nun aber auf die Barrikaden.
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Wie kontrollieren App-Stores derzeit den App-Markt?
Ob Social Networks, nützliche Helfer, News oder Spiele: Apps gehören zu jedem Smartphone. Wer ein Gerät mit iOS- oder Android nutzt – und das sind in Deutschland über 99 Prozent der User*innen – bezieht Apps über die offiziellen Stores der jeweiligen Entwickler dieser beiden Betriebssysteme. Während Google zumindest die Installation aus Drittquellen auf eigene Gefahr erlaubt, sind Applefans schlichtweg dazu gezwungen, den hauseigenen App-Store zu nutzen.
Wer stört sich daran – und warum?
Da im Prinzip jede beliebte App in den beiden Stores verfügbar ist, haben durchschnittliche User*innen in der Regel kein allzu großes Problem mit dem Status quo. Ganz anders sieht es bei den Entwicklerstudios hinter den Apps aus. Denn durch ihre Marktmacht diktieren sowohl Apple als auch Google, wie der Hase läuft. So kassieren beide Unternehmen einen Anteil von 30 Prozent aller In-App-Käufe. Das betrifft zum Beispiel eBooks, Musik, Software oder kostenpflichtige Abos. Außerdem entwickeln die beiden US-Unternehmen bekanntermaßen nicht nur Betriebssysteme, sondern auch Apps. Und diese stehen häufig in direkter Konkurrenz zur Software unabhängiger Studios – können im eigenen Store aber beispielsweise bevorzugt platziert werden.
Wie gehen Entwicklerstudios gegen diese Regeln vor?
Protest gegen die Marktmacht von Apple und Google gibt es schon länger. Inzwischen stellen sich allerdings einige der größten App-Anbieter offensiv gegen die Bedingungen der Storebetreiber. Das prominenteste Beispiel ist Epic Games, Entwickler des Battle-Royal-Spiels „Fortnite“. Im August 2020 führte das Studio ein eigenes Bezahlsystem für digitale Produkte in der App ein, um die Abgabe der 30 Prozent zu umgehen. Sowohl Apple als auch Google machten kurzen Prozess und kickten das beliebte Game kurzerhand aus ihren Stores.
Mittlerweile hat der Entwickler die beiden Store-Betreiber verklagt, das Verfahren läuft. Unterstützung für Epic Games kam prompt von anderen Schwergewichten, als sich Unternehmen wie Spotify und Tinder hinter die Position des Studios stellten. Facebook wollte seine Nutzer*innen im jüngsten Update durch eine Mitteilung über die Abgabe von 30 Prozent bei In-App-Käufen informieren. Daraufhin hat Apple das Update Ende August blockiert und auf die Regel verwiesen, dass Entwickler den Nutzer*innen keine „irrelevanten“ Informationen zeigen dürfen.
App-Stores oder App-Entwickler – wer reguliert die App-Ökonomie in Zukunft?
Das aktuelle Gerichtsverfahren zwischen Epic Games und Apple sowie Google konzentriert sich auf zwei Fragen. Wie hoch soll die Abgabe sein, die Entwicklerstudios bei In-App-Käufen an die Storebetreiber zahlen müssen? Und über welche Quellen sollen User*innen künftig ihre Apps beziehen dürfen? Bei beiden Punkten geht es für die Entwicklerstudios zwar auch um rein finanzielle Aspekte. Allerdings steht der faire Wettbewerb ebenfalls auf dem Spiel, der durch die Kontrolle der Storebetreiber eingeschränkt wird. Andererseits übernehmen Apple und Google eine gewisse Qualitätskontrolle für die Apps, die in ihren jeweiligen Stores zum Download bereitstehen. Sollte der Markt für unabhängige Bezugsquellen geöffnet werden, könnte das also auch unseriöse Entwickler auf den Plan rufen. Und zwar solche, die bisher an den sinnvollen Sicherheitsstandards der Tech-Giganten gescheitert sind.
[FD]
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