Kunst verbindet

Sabine Kirste & Jan-Peter Manz: Kunst Atelier (Heilbronn)

Sabine Kirste und Jan-Peter Manz im Portrait

Völlig unscheinbar steht das kleine Gebäude mit der Aufschrift Ackermann direkt an der Hauptstraße. Nur durch ein Fenster, welches zur Straße hinzeigt, kann man einen kleinen Blick in die künstlerische Welt von Sabine Kirste und ihrem Mann Jan-Peter Manz werfen. Wir werden von beiden herzlich in ihrem Atelier begrüßt. Die verschiedenen Kunstwerke der zwei Künstler werden hier für uns sichtbar. Wir sehen Skulpturen aus verschiedenen Materialien, die zum Teil auch bemalt wurden. Zwei, drei große Gemälde hängen ebenfalls an der Wand. Eines davon erst kürzlich von Sabine fertiggestellt. Beginnen wir aber einmal von vorne und fragen: Wie verlief eigentlich…


Auch interessant:

  1. Irina Schulz: Malerin - Heilbronn (Portrait)
  2. Kolumne - Percy Friedrich: Gestalten (Mai 2023)
  3. Memo Filiz - Fotograf aus Heilbronn

… der Weg zur Kunst?

Sabine studierte in Karlsruhe Kunst. Sie ist Künstlerin, weil es in ihr steckt und sie über die Sprache allein weniger kommunikativ ist, erklärt sie. Also ist der Weg über die Kunst die Möglichkeit sich einfacher auszudrücken. Nach dem Studium zieht sie mit einer Freundin nach Hamburg, wo sie als freie Künstlerin arbeitet. Ein altes Kino dient als Atelier. Nach einiger Zeit erhält Sabine ein Stipendium für ein Atelier in Bonn, wo sie auf Jan-Peter trifft.

Sabine Kirste - Kommt es von oben?
„Kommt es von oben? (2022). 30 x 25 cm, Öl auf Leinwand
Sabine Kirste - Finden II
„Finden II“ (2023). 160 x 140 cm, Öl auf Leinwand

Jan-Peters Weg beginnt zunächst auch mit der Malerei. Er studiert Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie, aber stellt nach einem Jahr schnell fest, dass die Akademie nicht das richtige für ihn ist. Sein nächster Schritt ist ein Literaturstudium in Deutsch und Englisch in Bonn, wobei er auch einige Zeit im Ausland verbringt. Während des Studiums beschäftigt er sich weiter intensiv mit Malerei, bis er 2010 die Bildhauerei für sich entdeckt. In Bonn kreuzen sich nun die Wege von Sabine und Jan-Peter. Nach einiger Zeit in Bonn zieht es sie 2016 schlussendlich nach Heilbronn, wo sie nun gemeinsam in ihrem Privatatelier ihrer Kunst nachgehen.

Jan-Peter Manz - Bettler
Bettler, Ton (2017), H 18 cm
Jan-Peter Manz - Wagnerkopf
Wagnerkopf, gefärbter Kunststoff (2017), H 4,5 cm

Der Bildhauer und die Malerin

Sabine widmet sich der Ölmalerei und lässt sich von der Welt der Pflanzen, Tiere und deren Beziehung zum Menschen inspirieren. Manche Passanten, die vor dem Atelierfenster stehenbleiben, nennt sie augenzwinkernd ihre Fans, die hier Prozesse beim Malen eines Bildes mit beobachten. Sie freut sich darüber, wenn Schulkinder oder auch Erwachsene jeden Alters an dem Fenster vorbeikommen und ein fröhliches Gesicht machen. Oder auch mal ein anerkennender Daumen nach oben durch die Fensterscheibe zu erkennen ist.
Wichtig ist es ihr, in ihren Bildern ein Gleichgewicht zu schaffen. Ein Thema, welches sie beschäftigt und gleichzeitig aber auch den Betrachter anregt. „Jeder kann für sich etwas in meinen Bildern entdecken”, erklärt sie uns.

Sabine Kirste - Kleine Anhäufung
„Kleine Anhäufung“ (2023). 130 x 100 cm, Öl auf Leinwand
Sabine Kirste - Festhalten
„Festhalten“ (2022). 100 x 80 cm, Öl auf Leinwand

Jan-Peter holt sich die Inspiration für seine Bildhauerei von Menschen, die ihm begegnen. Seine Skulpturen erhalten so oft Gesichtszüge von ihm bekannten Menschen. Er arbeitet ohne vorzuzeichnen und direkt am Material. Selten benutzt er dafür große Maschinen, sondern hauptsächlich Handwerkszeug. Verschiedene Materialen wie Stein, Holz oder Ton verwendet er für seine Skulpturen. Bei Holz und Ton schafft er seine eigene Brücke zur Malerei, da er diese oft noch mit Farbe bemalt. „Durch Wegnehmen von Material entsteht etwas, das eine Aura und eine eigene Bedeutung bekommt. Es ist erstaunlich, was man bekommt, wenn man eigentlich etwas wegnimmt”, beschreibt Jan-Peter die Entstehung seiner Werke.

Im Zweiklang

Es ist selten, dass zwei Künstler aus so unterschiedlichen Bereichen miteinander arbeiten. Denn wie kann man Bildhauerei und die Malerei miteinander verbinden? Beide arbeiten in verschiedenen Räumen und können nur eingeschränkt ihre Werke in der gemeinsamen Wirkung betrachten. Sie arbeiten zwar thematisch, aber dennoch fehlt die Komponente der Zusammenführung im Atelier. Oft bleibt es bis zur letzten Minute spannend. Bei Ausstellungen wird deshalb oft erst vor Ort geschaut, wie welche Werke präsentiert werden. Aber hier entsteht auch ein großer Spaß für die beiden. Und während der Entstehung ihrer jeweiligen Kunstwerke im Atelier kommt es zu Korrespondenzen.

Das reicht von Form- und Farbfindungen über thematische Diskussionen bis hin zu akustischen „Signalen“. Durch die Schläge auf das Material, welches Jan-Peter verwendet, entsteht ein Rhythmus, von dem sich Sabine oft zu einem gleichmäßigen Mitwippen ihres Fußes mitreißen lässt, während sie malt. So entsteht nicht nur eine Verbindung ihrer Werke selbst, sondern schon beim Entstehungsprozess auch im Zwischenmenschlichen. “Unsere Kunst ist eine wunderbare Möglichkeit, unseren Blick auf die Welt auszudrücken. Sie ist aber nicht nur ein bloßes Hobby, sondern eine existentielle Sache für unser Leben”, erklärt Jan-Peter.

Jan-Peter Manz - Gespann
Gespann. Sandstein (2023), H 45 cm
Jan-Peter Manz - Auf Rollen
Auf Rollen. Holz, Farbe (2021), H 140 cm

Nächstes Jahr wird es eine Kunstausstellung auf der Inselspitze geben, worauf die beiden jetzt schon hinarbeiten. Wer sich also von den beiden Künstlern einmal in eine andere Welt entführen lassen möchte, macht sich am besten jetzt schonmal einen Eintrag in den Kalender fürs Frühjahr 2024. Die beiden freuen sich aber sicher auch über einen kleinen Besuch am Fenster ihres Ateliers in der Südstraße.

www.sabinekirste.de / www.jpmanz.de

Text: Sarah Millan | Fotos: Sabine Kirste & Jan-Peter Manz