Spielt Bong Joon-hos „Mickey 17“ in derselben Liga wie „Parasite“?
Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho konnte 2019 mit „Parasite“ den größten Erfolg seiner Karriere verzeichnen. Unzählige Preise, unter anderem der Oscar für den besten Film und den besten Regisseur, stellten den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere da. Sechs Jahre später startet nun sein neuster Streich „Mickey 17“ in die Kinos. Und die Erwartungen an den Film sind dementsprechend groß.

Mickey (Robert Pattinson) flieht im Jahr 2054, nach einer misslungenen Geschäftsidee und Schulden bei einem Gangster, gemeinsam mit seinem besten Freund von der Erde. Er schließt sich der Mission des christlichen Fundamentalisten und Milliardärs Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) an, um den Planeten Niflheim zu kolonisieren. Hier meldet er sich für das sogenannte „Expendable“-Programm: Mickey übernimmt auf der Expedition die größte Drecksarbeit und wenn er dabei stirbt, wird einfach eine neue Version von ihm gedruckt. Nach der Ankunft auf Niflheim wird der mittlerweile 17. Mickey auf einer Expedition zurückgelassen, um zu sterben. Doch die auf dem Planeten lebenden Wesen retten ihn und er schafft es zurück zum Raumschiff. Dort wurde jedoch bereits ein Mickey 18 gedruckt…

„Mickey 17“ hat viele Ideen, Handlungsstränge und Charaktere. Dies ist jedoch gleichzeitig das größte Problem des Films. Während einige Konzepte kreativ wirken, sind viele Botschaften platt und überdeutlich. Die Kapitalismus– und Kolonialismuskritik wird so offensichtlich dargelegt, dass sie wirklich niemand übersehen kann. Zwar waren auch Bong Joon-hos frühere Filme nicht gerade subtil in ihrer Gesellschaftskritik. Doch „Mickey 17“ schreit dem Publikum die Botschaft buchstäblich ins Gesicht.

Für einen Großteil der Laufzeit macht das dennoch Spaß, trotz seiner Schwächen ist „Mickey 17“ oft unterhaltsam. Nicht zuletzt dank Robert Pattinson, der sichtlich Freude daran hat, die verschiedenen Mickeys zu spielen. Auch die Darsteller*innen in den Nebenrollen liefern gute Performances ab, schrammen dabei jedoch stellenweise an der Grenze zur Karikatur. Wobei gerade Marc Ruffalo als Mischung aus Elon Musk und Donald Trump die Lacher auf seiner Seite hat.
Der ganz große Wurf ist Bong Joon-ho mit „Mickey 17“ nicht erneut gelungen. Zu oft verliert sich der Film in seinen Ideen, den Actionszenen und dem Brachialhumor. Dennoch bekommt man eine gute Sci-Fi-Satire mit gut aufgelegten Darsteller*innen und einigen sehr gelungenen Momenten geboten. „Mickey 17“ läuft seit dem 6. März 2025 im Kino.
Text: Kai Möller | Bilder: Warner Bros Entertainment
Einen Kommentar hinterlassen