„Der Einfluss der Fasane“ von Antje Rávik Strubel
Ein Theaterintendant bringt sich um – ehemals gefeiert, wurde er kurz vor seinem Ableben in der Presse scharf kritisiert. In den Tod geschrieben, meinen einige. Hella Karl, die Journalistin, deren Schlagzeile gemeint ist, muss sich fortan mit Drohungen, Ausgrenzung und kreisenden Gewissensfragen auseinandersetzen. Und mit dem Schatten des Mannes, der über ihr zu liegen scheint…
Welche Macht haben Worte? Immer wieder thematisiert die Protagonistin in Antje Rávik Strubels Roman die Wichtigkeit konkreter Sprache, während sie versucht, den Verlauf der Geschehnisse zusammenzusetzen, in deren Strudel ihr Leben gerade zu versinken droht. Lesende (insbesondere diejenigen, die selbst mit dem Schreiben ihr Geld verdienen) horchen auf, denn in Traffic-/Engagement-/Like-bestimmten Zeiten wandelt der Journalismus tatsächlich auf einem schmalen Grat zwischen investigativer Wahrheitssuche und von Social Media gejagter Sensationsmaschine.
Hella Karl kann als Feuilletonchefin einer großen Berliner Zeitung ein Lied davon singen. Die Nachricht vom Tod des Intendanten erreicht sie an einem dämmrigen Morgen vor ihrer Haustür im friedlichen Potsdam, und ebenso verhalten wie der Tagesbeginn lassen sich auch die Folgen des Ereignisses an.
Der Ton der Geschichte bleibt leichtfüßig, obwohl die Journalistin nach und nach den Rückhalt im beruflichen sowie privaten Umfeld verliert und scheinbar machtlos ist – gegen einen Menschen, der selbst nach seinem Tod die künstlerische Leitung nicht aufgeben will. Auf den großen Knall wartet man jedoch vergeblich, wie es im echten Leben so oft der Fall ist. Dafür macht sich etwas anderes stetig bemerkbar: Die ausdrucksstarke, präzise Sprache der Autorin.
Antje Rávik Strubel wurde über ihre bisherige Karriere hinweg bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie für den Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis 2021. Neben ihrer eigenen Autorentätigkeit übersetzt Strubel außerdem Werke anderer Schriftsteller*innen aus dem Englischen und Schwedischen. „Der Einfluss der Fasane“ erschien am 12. März 2025 im S. Fischer Verlag.
Text: Dana Wedowski
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