„Kingdom Come: Deliverance 2“ im Test
Der 2018 veröffentlichte erste Teil von „Kingdom Come: Deliverance“ gilt für viele bis heute als einzigartig in seiner historisch weitestgehend akkuraten Darstellung des Mittelalters. Trotz eines von vielen Bugs geplagten Starts entwickelte sich das Spiel schnell zu einem Fanliebling. Das tschechische Entwicklerstudio „Warhorse Studios“ hat sich mit der Fortsetzung das Ziel gesetzt, die Stärken des Vorgängers beizubehalten, Mechaniken weiter auszubauen und das ultimative Mittelalter-Rollenspiel zu erschaffen.
Wie ein Sog ins mittelalterliche Böhmen
Die Handlung des Nachfolgers setzt genau dort an, wo der erste Teil endete. Hauptfigur Heinrich reist zu Beginn des 15. Jahrhundert mit dem Adligen Hans Capon ins „Böhmische Paradies“ um Burg Trosky, um Verhandlungen zu führen. Nach einigen frühen Ereignissen findet sich Heinrich jedoch mittellos und verletzt in einem kleinen Dorf wieder. Er begibt sich auf eine weitere Reise durch Böhmen, bis in die damals zweitgrößte Stadt des Landes: Kuttenberg.
![Kingdom Come Deliverance 2 - Lake Dedek](https://phonk-magazin.de/wp-content/uploads/2025/02/kingdom-come-deliverance-2-lake-dedek-1024x576.jpg)
Von der ersten Minute an spürt man, wie viel Mühe, Arbeit und Kreativität in jedes einzelne Element des Spiels geflossen sind. Die cineastischen Zwischensequenzen, die atemberaubenden Landschaften sowie die authentisch inszenierten Dörfer, Städte und Burgen saugen einen förmlich ins mittelalterliche Böhmen. Dieser Sog verstärkt sich mit jeder Spielstunde, die man in der Welt von „Kingdom Come: Deliverance 2“ verbringt. Die Charaktere, auf die Heinrich trifft, erzählen Geschichten über die Historie des Landes und alte Mythen. Oder sie suchen Hilfe bei zahlreichen Problemen. Die Nebenquests bewegen sich auf einem phänomenalen Niveau. Von witzigen Aufgaben, die den speziellen Humor des ersten Teils weiterführen, bis hin zu tiefgründigen und ernsten Missionen, die auch in unserer heutigen Welt Relevanz haben.
![Kingdom Come Deliverance 2 - Gameplay](https://phonk-magazin.de/wp-content/uploads/2025/02/kingdom-come-deliverance-2-gameplay-1024x576.jpg)
Wie diese Quests gelöst werden, bleibt völlig den Spieler*innen überlassen. Heinrich kann Konflikte durch geschickte Dialoge, lautloses Schleichen oder rohe Gewalt lösen. Diese Entscheidungsfreiheit sorgt für ein unglaublich immersives Spielerlebnis. Doch anders als viele moderne Titel nimmt sich „Kingdom Come“ Zeit. Jede Handlung, sei es das Schmieden, das Brauen von Tränken (Alchemie) oder das Training mit mittelalterlichen Waffen, erfordert Geduld und Hingabe. Wer den schnellen Dopamin-Kick anderer Spiele sucht, wird hier nicht glücklich. Wer jedoch bereit ist, sich auf die authentische, mittelalterliche Welt einzulassen, bekommt ein einzigartiges Rollenspielerlebnis.
Die brillante Vision endlich standesgemäß umgesetzt
Konnten sich die Kämpfe in Teil 1 teilweise ein wenig schwammig anfühlen, sind sie jetzt präzise und unglaublich spaßig, ohne jedoch trivial zu werden. Nach wie vor segnet Heinrich nach wenigen Schlägen das Zeitliche und jede Aktion sollte genau geplant werden. Ein unüberlegter Angriff auf ein Banditenlager wird besonders in den ersten Spielstunden wohl kaum für Erfolg sorgen. Mit der Zeit wird Heinrich allerdings auch stärker und kann über 200 Spezialisierungen erlernen.
![Wald in Kingdome Come Deliverance 2 (PS5)](https://phonk-magazin.de/wp-content/uploads/2025/02/kingdom-come-deliverance-2-wald-1024x576.jpg)
„Kingdom Come: Deliverance 2“ erreicht eine derart hohe Immersion und narrative Tiefe, wie es zuvor nur „Red Dead Redemption 2“ gelungen ist. Schon der erste Teil offenbarte bereits eine brillante Vision, war aber noch von technischen Unzulänglichkeiten geplagt. Nun beweist „Warhorse Studios“ mit der Fortsetzung, dass sie zu den ganz großen Rollenspiel-Entwicklern der Welt gehören.
Die Detailverliebtheit ist stellenweise atemberaubend, von den realistischen Stadtbildern bis hin zur akkurat umgesetzten Architektur und den Alltagsabläufen der NPCs. Trotz einer immensen Spielzeit von 100 bis 150 Stunden (oder noch mehr, wenn man wirklich alles erleben will) möchte man einfach nicht, dass das Abenteuer endet.
Unser Fazit
„Kingdom Come: Deliverance 2“ ist die bislang authentischste Umsetzung des Mittelalters in der Videospielgeschichte. Eine immersive, atmosphärische und narrative Wucht, die sonst nur von Rockstar Games erreicht wird. Ein absoluter Pflichtkauf und ein früher Anwärter auf das beste Spiel des Jahres. Jetzt erhältlich für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC.
Text: Kai Möller | Bilder: PLAION
Einen Kommentar hinterlassen